Bongartz, Barbara: Die Schönen und die Reichen
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
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Inhalt:
Ein Gesellschaftsroman großen Zuschnitts: Macht und Musik, Obsessionen und Abgründe – und ein unlösbares Rätsel. Boy, ein ehemals erfolgreicher Biograph mittleren Alters, steht nach dem Flop seiner letzten beiden Bücher vor dem Nichts. Da erhält er eine Chance, die Chance für einen Neuanfang. Ina von Mallind wünscht sich einen Ghostwriter für ihre Memoiren: über ihr Leben an der Seite des größten musikalischen Genies des 20. Jahrhunderts. (Pressetext)
Kurzkritik:
Mit diesem (nicht vollends überzeugenden) Roman können sich auch Leute über den (Geld-)Adel amüsieren, die nie zugeben würden, dass sie sich für den überhaupt interessieren.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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In den Fängen des Geldadels
Vorsicht: sollte diese Besprechung zu negativ ausfallen, dann ist das so nicht gemeint.
Denn „Die Schönen und die Reichen“ ist ein gutes Buch und wäre meiner Meinung nach beinahe ein großartiges geworden, aber eben nur beinahe. So etwas bringt man schwer rüber, aber ich versuch‘s.
Kein Enthüllungsbuch
Wenn Sie sich davon (wie ich) ein Enthüllungsbuch erwarten, werden Sie enttäuscht werden. Denn obwohl die eine Hauptfigur ein Journalist (genauer: ein Biographien-Schreiber) ist, erfahren Sie über die Schönen und Reichen nichts, was Sie wahrscheinlich nicht schon gewusst oder geahnt haben.
Kein Unterhaltungsroman
Wenn Sie sich davon einen Unterhaltungsroman erwarten, wird Ihre Hoffnung nicht erfüllt werden: das Buch wirkt zwar locker dahingeschrieben, ist aber vom Aufbau her zu anstrengend für den Strand oder für „müde im Bett noch ein bisschen lesen“.
Ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman?
Wenn Sie sich davon einen anspruchsvollen Roman erwarten, so kommen sie der Sache ein wenig näher, aber nur ein bisschen. Mir kommt vor, als habe Bongartz einen anspruchsvollen Unterhaltungsroman schreiben wollen, doch „Die Schönen und die Reichen“ ist weder das eine noch das andere „so richtig“.
Was Boy so alles erlebt
Das Anspruchvolle besteht auch darin, dass Bongartz mit der Erzählperspektive spielt: da ist einmal jener Biograph namens Boy, der als Ghostwriter für die vornehm-durchgeknallte Ina von Mallind fungieren soll. Erzählt wird aber zum Teil aus der Sicht einer Künstlerin, die allerdings dabei auf die Notizen von Boy zurückgreifen und so tun kann, als wäre sie die ganze Zeit an Boys Seite gewesen.
Für die Erzählung notwendig
Diese Künstlerin hat sich als Zofe in das Haus von Ina eingeschlichen, um ein Objekt für ihre Ausstellung zu entwenden (in der sie auf die „Verzahnung von Menschen und Dingen“ hinweisen will). Und sie ist immer in den für die Erzählung notwendigen Szenen zugegen (– es muss nicht immer auch für die Handlung notwendig sein). Das macht die Sache (das Erzählte) zeitweise ein bisschen unglaubwürdig.
Ja, wer hat’s denn nun geschrieben?
Dass Bongartz am Schluss (und zu Beginn, aber da überliest man das) auch noch in Frage stellt, wer diesen Bericht denn nun tatsächlich geschrieben hat, verwirrt (mich) vollends. Und außerdem ist es ein bisschen mühsam, wenn man nicht weiß, wer denn nun die Hauptfigur in einem Roman ist.
Ungereimtheiten
Außerdem habe ich einige erzählerische Ungereimtheiten entdeckt. Das kann aber darauf zurückzuführen sein, dass Bongartz auch mit den Zeitebenen spielt (d.h. ich wusste nicht immer, an welchem Punkt der Handlung ich mich befunden habe).
Ich hab‘s gern gelesen
Und so wird man mir jetzt wohl nicht mehr glauben, dass ich diesen Roman gern gelesen habe, auch wenn ich mich nicht immer ausgekannt habe. Und auch, wenn ich mir einen Insiderblick auf die Schönen und die Reichen erwartet hatte.
Doch Bongartz schreibt einfach gut (auch wenn mir ihre Metaphern manchmal zu gewollt sind und auch wenn sie zeitweise zu ausführlich berichtet). Sie macht Menschen und Szenen glaubwürdig und nachvollziehbar.
Interessiert mich nicht!
Und für uns Underdogs ist es doch immer nett, über Gesellschaftsschichten zu lesen, zu denen wir keinen direkten Zutritt haben. Mit diesem Roman können das auch Leute tun, die nie zugeben würden, dass sie sich ja doch für den (Geld-)Adel interessieren.
Von Werner Schuster
– in einer Buchhandlung in Ihrer Nähe
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Mehr über Barbara Bongartz bei Wikipedia und auf www.barbarabongartz.de.
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- von: Werner
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