25/10/2007von 610 Views – 0 Kommentare

Green, Hannah: Bevor du liebst

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Roman
Aus dem Amerikanischen von Annette Keinhorst
Diogenes 1991
(1989)
Inhalt:

Die Amerikanerin Hannah Green arbeitete viele Jahre als Dolmetscherin und Begleiterin Taubblinder. Über einen Taubblinden schreibt sie auch in ihrem neuen Roman. John, 25 Jahre alt, hat sein Leben in den Griff bekommen. Er ist berufstätig, schreibt in seiner Freizeit Gedichte und kann sich selbst versorgen. Als er die junge Schauspielerin Leda kennenlernt, gerät sein Dasein aus den Fugen. Es werden Sehnsüchte nach Dingen wach, die für ihn unerreichbar sind. Die Liebesbeziehung, die sich zwischen den beiden jungen Menschen entwickelt, bringt immer neue Probleme mit sich. (Pressetext)

Kurzkritik:

Das ist einer der schönsten Liebesromane, die ich kenne, vielleicht weil die Schwierigkeiten, die das Paar miteinander hat, eindeutig benannt werden (können). Darüber hinaus nimmt uns Hannah Green in “Of Such Small Differences” (Originaltitel) in die Welt der Taubblinden mit, ohne sentimental zu werden.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Lormen-Liebe

Das ist einer der schönsten Liebesromane, die ich kenne, vielleicht weil die Schwierigkeiten, die das Paar miteinander hat, eindeutig benannt werden (können). Darüber hinaus nimmt uns Hannah Green in “Of Such Small Differences” (Originaltitel) in die Welt der Taubblinden mit, ohne sentimental zu werden.

Immer wieder fragt man sich, wie es der Autorin gelungen sein mag, sich in Menschen hineinzuversetzen, die ununterbrochen hoch konzentriert sein müssen, um sich orientieren zu können, die zB. penibel Ordnung halten müssen, um etwas für sich zu kochen; Menschen, die sich mittels “Lormen” verständigen müssen (dabei wird das Alphabet in die Hand geschrieben) und die immer auf die Vermittlung anderer angewiesen sind; Menschen, die trotzdem versuchen, ein relativ selbständiges Leben zu führen.

Als Blinder fallen lassen

So wie John, der in einer eigenen Wohnung lebt, der in einer Behinderteneinrichtung arbeitet, wo er Möbel abschleift oder Kleidung sortiert, und der Gedichte schreibt. Der die sehende und hörende Schauspielerin Leda kennen lernt. Sie verlieben sich und versuchen es miteinander.

Beim Sex, für den man ja nicht unbedingt Licht braucht, verstehen sie sich am besten. Aber sonst ist es für beide schwer: Sie ist damit überfordert, ständig seine Dolmetscherin zu sein, er kann sich schwer fallen lassen (also seine Konzentration auf das Alltägliche aufgeben), weil er dabei Gefahr läuft, tatsächlich hinzufallen.

Bloß Hilfe bekommen

Aber sie ermuntert ihn, seine Gedichte nicht so zu schreiben, als wäre er ein Sehender, sondern eben aus der Perspektive des Taubblinden. Nicht nur hier zeigt sich, wie tief Green in diese Welt eingetaucht ist, die für Sehende und Hörende ansonsten größtenteils unbegreifbar bleibt und deren Bewohner wissen, dass von außen im Idealfall bloß Hilfe zu bekommen ist.

Von Werner Schuster

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Infos:

Über Hannah Green bei Wikipedia.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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