Ross, Adam: Ladies & Gentlemen
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
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Inhalt:
Freundschaft, Familie, Liebe? – Meisterhafte Stories von einem der besten amerikanischen Erzähler. (Pressetext)
Kurzkritik:Diese Erzählungen sind gut, aber umgehauen haben sie mich nicht. Am meisten überzeugt mich die Titelerzählung: Eine verheiratete Mutter sitzt im Flugzeug und beabsichtigt, ihren Mann mit ihrem Jugendschwarm zu betrügen. Sie entscheidet sich schließlich dagegen, nachdem ihr ihr Sitznachbar gebeichtet hat, „erst als ich mir der anderen Frau schlief, wusste ich, meine Ehe ist vorbei“.
Erzählt ist das alles stilsicher, allerdings in allzu gleichmäßiger Diktion und nicht besonders raffiniert aufgebaut. Also „meisterhafte Stories“ – so der Verlag – stelle ich mir doch gekonnter geschrieben vor.
Werner gibt (3,25 von 5 Eselsohren)
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Diese Erzählungen sind gut, aber umgehauen haben sie mich nicht (wie die San Francisco Chronicle verspricht). Adam Ross löst die Konflikte seiner ProtagonistInnen nämlich zum Teil auf (für mich) unbefriedigende Art und Weise. Da bekommt ein Mann auf verzweifelter Arbeitssuche endlich einen Job. Es ist ihm egal, dass er sich dafür als Esoteriker ausgeben muss. Und dann wird das Geheimnis enthüllt: Er war bloß Opfer einer „Versteckte Kamera“-TV-Serie. – Ich finde das nicht lustig.
Da lassen sich zwei Studenten auf einen Wettstreit ein, wer die verrückteste Aktion liefert. Es wird immer gefährlicher und schließlich lebensgefährlich, bis einer dabei umkommt. Am Ende erfahren wir, dass ihn der Erzähler umgebracht (oder ihm zumindest nicht gerettet) hat. – Ob er das wegen eines Mädchens getan hat, wird nicht so recht klar. Und bis dahin deutet nichts darauf hin, dass es in dieser Geschichte darum geht, wie man mit einem Verbrechen davonkommt.
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Seitensprung oder nicht?
Bei Ross gefallen mir jedenfalls die Erzählungen mit offenem Schluss besser: Wie ein entscheidungsunfähiger Mann nicht weiß, ob er einen Verbrecher der Polizei ausliefern soll. Oder wie ein Schüler, der als Synchronsprecher und Schauspieler jobbt, es durch Zufall schafft, dass seine Angebetete ihn küsst – bei einem Casting.
Am meisten überzeugt mich die Titelerzählung. Eine verheiratete Mutter sitzt im Flugzeug und beabsichtigt, ihren Mann mit ihrem Jugendschwarm zu betrügen. Sie entscheidet sich schließlich dagegen, nachdem ihr ihr Sitznachbar gebeichtet hat, „erst als ich mir der anderen Frau schlief, wusste ich, meine Ehe ist vorbei“.
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„Aber bevor ich näher darauf eingehe, …“
Erzählt ist das alles stilsicher, allerdings in allzu gleichmäßiger Diktion und nicht besonders raffiniert aufgebaut. Zum Beispiel wenn Ross in die Studenten-Wettbewerbs-Geschichte auf dem Höhepunkt so unterbricht:
(…) und dann hätte ich ihm ins Zimmer helfen können. Aber Spiele entwickeln ihre eigene Dynamik, und so tat ich letztendlich gar nichts.
Aber bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich vorspulen und erzählen, was aus uns wurde. Immerhin geht es in dieser Geschichte um meine Studienzeit, und wie die meisten Leute beziehe ich bis heute die Ehemaligenzeitschrift meiner Universität, um mich über den Werdegang meiner alten Kommilitonen zu informieren (…)
Also „meisterhafte Stories“ – so der Verlag – stelle ich mir doch gekonnter geschrieben vor.
Von Werner Schuster
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