Brandl, Elisabeth: Sternenhimmel
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Inhalt:
Sommer 1944. Die fünfjährige Anne lebt auf einem Gutshof im Sudetenland. Während ihre Mutter Hermine arbeitet, wartet sie voller Angst in ihrer Stube. Immer öfter tauchen fremde Soldaten im Dorf auf. Annes einziger Trost ist der dreijährige Jude Paul. Sie liebt ihn wie einen Bruder, seit ihre Mutter Paul unter Einsatz ihres Lebens in Pflege genommen hat. Doch dann werden die Übergriffe der russischen Soldaten grausamer. Hermine verlässt mit den Kindern als eine der letzten Deutschen ihr geliebtes Dorf. Eingepfercht in einen Waggon, erreicht ihr Flüchtlingszug im Herbst 1946 Furth im Wald. Als ein Verwandter Paul zu sich nimmt, bricht Anne das Herz. Mehr als sechzig Jahre später erzählt Anne ihrer Enkelin Lia von ihrer Kindheit. Lia versucht, das weitere Schicksal von Paul zu erforschen. Ob ihr ausgerechnet David dabei helfen kann, Paul zu finden? Bloß gut, dass er nur ein Freund ist. Oder? (Pressetext)
Kurzkritik:„Sternenhimmel“ vermittelt zielgruppengerecht, was es bedeutet, aus der Heimat vertrieben zu werden, und wie es ist, woanders nicht willkommen zu sein. Leider tut die Autorin so, als sei die Vertreibung der Sudetendeutschen aus heiterem Himmel erfolgt. Und so wirkt das Buch auf mich tendenziös gegen „die Tschechen“ gerichtet. Das ist schade.
Werner gibt (3 von 5 Eselsohren)
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Wie es ist, seine Heimat zu verlieren
Meiner Erfahrung nach unterschätzt man „die Jugend“, wenn ihr ein grundsätzliches Desinteresse an Politik und Geschichte unterstellt. Ich persönlich kenne viele, die sich insbesondere für den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg interessieren. Für diese hat eine Autorin unter dem Pseudonym Elisabeth Brandl dieses Buch – nach einer wahren Begebenheit – geschrieben, das die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland zum Thema hat.
Um junge Menschen aus der Gegenwart „abzuholen“, lässt „Brandl“ die heute lebende Lia ihre Großmutter Anne nach deren Lebensgeschichte fragen. Die ist Sudetendeutsche und wurde mit ihrer Mutter nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben – mit dabei der jüdische Bub Paul, den die Mutter vor den Nazis versteckt hatte und den Anna wie einen Bruder liebte.
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Unwillkommen
„Brandl“ arbeitet sehr gut heraus, wie es ist, seine Heimat zu verlieren – und dass die Vertriebenen in Nachkriegs-Deutschland nicht wirklich willkommen gewesen sind. Dass sich der Junge, in den sich Lia verliebt, als Pauls Enkel herausstellt, mag sich vielleicht tatsächlich so zugetragen haben, wirkt in einem Roman jedoch wie ein überstrapazierter Zufall. Noch dazu, wo Paul später eine – heimliche und nicht ausgelebte – Liebe der Großmutter war.
Was mich mehr gestört hat, ist, dass „Brandl“ so tut, als sei die Vertreibung aus heiterem Himmel über die Sudetendeutschen gekommen. Ich denke, wenn man der heutigen Jugend schon Geschichte vermitteln will, so sollten doch auch die Hintergründe dargestellt werden.* Es wäre natürlich auch möglich gewesen, diese in einem Anhang zum Buch anzuführen.
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Tendenziös
So aber wirkt „Sternenhimmel“ auf mich tendenziös gegen „die Tschechen“ gerichtet – wenn auch positive Ausnahmen geschildert werden. Das ist schade, denn das Buch vermittelt ansonsten zielgruppengerecht, was es bedeutet, aus der Heimat vertrieben zu werden, und wie es ist, woanders nicht willkommen zu sein.
Von Werner Schuster
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