Drews, Jürgen: Wendelins Traum
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Inhalt:
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Kurzkritik:
Das Setting ist ja vielversprechend: Ein Theologe geht, statt Karriere in der katholischen Kirche zu machen, als Pfarrer in die DDR. Nach einem Autounfall liegt er im Koma, und seine Seele erinnert sich an sein Leben.
Doch Drews lässt Wendelins Seele im Toten- oder einem Zwischenreich anderen – berühmten – Seelen (Augustinus, Marx, etc.) begegnen und mit diesen philosophische Gespräche führen, und das hat mich eher peinlich berührt.
Werner gibt (2,25 von 5 Eselsohren)
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Wenn Seelen Zwiesprache halten
Wären da nicht die Gespräche mit verstorbenen Seelen, würde ich „Wendelins Traum“ als gediegenen zeitgeschichtlichen Roman eines bald 80-jährigen Autors werten. Das Setting ist ja vielversprechend: Ein Theologe geht, statt Karriere in der katholischen Kirche zu machen, als Pfarrer in die DDR. Nach einem Autounfall liegt er im Koma, und seine Seele erinnert sich an sein Leben.
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Nicht der Freundin, den Menschen helfen
Zu diesem Zeitpunkt wird jedoch Wendelins Freundin Sybille schwanger. Er gerät in Panik und weiß nicht, was er tun soll. Sybille trennt sich von ihm, treibt ab, wird depressiv und versucht sich das Leben zu nehmen.
Wie der schriftstellerische Zufall es so will, gerät sie in der Klinik an Andres, einen Schulfreund Wendelins. Jochen, ein weiterer Schulfreund (!), informiert Wendelin über Sybilles Zustand. Woraufhin Wendelin seine Karrierepläne aufgibt und eben als Pfarrer in die DDR geht, um nicht theoretisch, sondern praktisch für die Menschen da zu sein.
Das Gute kommt eher durch das Nadelöhr
Von eher vorsichtig-konservativer Widerständigkeit, gerät er dort doch in Konflikt mit der Staatsmacht; die Kirche will ihn in die BRD zurückholen, doch er lässt sich lieber in eine kleine DDR-Gemeinde versetzen. 1992, bei einem Klassentreffen, sagt er bescheiden, „Gutes kann nur auf die Welt kommen, wenn es sich durch das Nadelöhr des irdischen Daseins zwängt.“
Danach sucht Wendelin per Auto den Ort seiner Kindheit auf, und wenn er nicht den besagten Unfall gehabt hätte, hätte er uns seine Geschichte nicht erzählt. Oder halt nicht im Koma liegend.
Jesus hat überlebt
Das hätte dem Roman allerdings gut getan. Denn Drews lässt Wendelins Seele im Toten- oder einem Zwischenreich anderen – berühmten – Seelen begegnen. Bei einem dieser – zwischen die Lebensgeschichte eingeschobenen – „Gespräche“ werden etwa von Josef von Arimathia die Umstände der Kreuzigung von Jesus „richtigstellt“ (– der ist gar nicht am Kreuz gestorben). Oder Wendelin kommuniziert mit Augustinus (über die Gottesvorstellung, die Seelenwanderung und – Konrad Lorenz) oder mit Marx (– der sagt: „Ich wollte eigentlich immer nur Demokratie und so etwas wie soziale Gerechtigkeit“).
Das will wohl philosophisch sein, – ich war eher peinlich berührt. Und das ist schade, denn wenn man dem Roman zeitweise auch die Konstruktion anmerkt, so schildert Drews darin doch anschaulich etwa 70 Jahre Deutscher Geschichte und gibt Einblicke in die Strukturen der katholischen Kirche und in das Landleben der DDR.
Von Werner Schuster
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Jürgen Drews wurde 1933 in Berlin geboren. Er studierte Medizin, habilitierte sich und wurde Professor für Innere Medizin in Heidelberg und Molekulare Genetik in New Jersey, USA. Von 1976 bis 1988 leitete er die weltweite Forschung und Entwicklung großer international tätiger Pharma-Firmen, zuletzt als Mitglied der Konzernleitung bei Hoffmann-La Roche. Er ist heute freiberuflich tätig und lebt in der Nähe von München und in Naples, USA. 2004 erhielt er den Beckmann Preis der American Laboratory Association für bedeutende Beiträge zur Arzneimittelforschung. Drews veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel und ist Herausgeber und Autor vieler Fachbücher, z.B. In Quest of Tomorrow’s Medicines (Springer, New York 2000). Daneben publizierte er mehrere Romane, u.a. El Mundo oder die Leugnung der Vergänglichkeit (2003), Menschengedenken (2005), Das Mörderspiel (2006) sowie Erzählungen und Gedichtbände.
Mehr über Jürgen Drews bei Wikipedia.
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