26/04/2013von 431 Views – 0 Kommentare

Murbach, Esther: Hollywood Mansion

Erzählungen
Broschiert
188 Seiten
Erschienen 2013 bei Boder
Zweisprachig, Englisch und Deutsch

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Inhalt:

Fünf Geschichten und eine poetische Reportage führen den Leser nach Irland, Israel und Basel. Die Schauplätze mögen unterschiedlich sein, die Natur der Menschen ist es nicht. (Pressetext)

Kurzkritik:

Realistische Erzählungen, wie sie jemandem einfallen könnten, der Geschichten über ihm unbekannte Menschen erfindet, denen er oder sie begegnet. Wer schnörkellose Literatur über normale Menschen liebt, wird diese Texte mögen.

Werner gibt  ★★★½☆  (3,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Vom Leben lernen

Esther Murbach schreibt realistische Erzählungen, wie sie jemandem einfallen könnten, der Geschichten über ihm unbekannte Menschen erfindet, denen er oder sie begegnet. Wer schnörkellose Literatur über normale Menschen liebt, wird diese Texte mögen.

Als ihre Muttersprache nennet Esther Murbach Schweizerdeutsch, die Erzählungen in diesem Buch sind auf Deutsch oder auf Englisch geschrieben und die Autorin hat sie selbst in die jeweils andere Sprache übersetzt. Im Band sind Original und Übersetzung abgedruckt – und der Hinweis, welche Erzählungen in welcher Sprache verfasst sind.

Das liest sich folgendermaßen („Over The Edge“/„Hinüber“):

The wind whistled over the Cliffs of Moher, shredding the melody of the girl‘s song to ragged bits.

Der Wind pfiff über die Klippen von Moher. Das Lied des Mädchens hatte keine Chance gegen den Wind, gnadenlos riss er die Melodie in Fetzen.

Oder („Die Witwe“/„The Widow“):

Felix stand vor der schweren Eichentür. Sie war frisch lackiert, ihr Geruch stach dem Besucher ätzend in die Nase.

Felix stood in front of the heavy oak door. It was freshly varnished, oozing a pungent
smell which made his nose twitch.

Die Weissagung

In „Over The Edge“/„Hinüber“ erzählt Murbach von einer irischen Sängerin, die bei den Cliffs of Moher singt und ihre CDs an Touristen verkauft. Megan ist nicht besonders erfolgreich und von sich selbst auch nicht wirklich überzeugt, also ist sie leichte Beute für den gedankenlosen Hallodri Danny, der sie in seine Hütte zum Fischen einlädt. Sofort will sie wissen, ob sie die Liebe fürs Leben gefunden hat, geht zu einem „Schamanen“, der ihr dies bestätigt. Weil sie kein Geld hat, bezahlt sie in ihrer verzweifelten Hoffnung für diese „Weissagung“ mit Sex. Als sie erfährt, dass Danny verheiratet ist, verwandelt sich ihre Verzweiflung in kalte Wut.

Eine Überlebende

„Die Witwe“/„The Widow“ spielt in der Schweiz, der Student Felix befragt eine aus Russland emigrierte Witwe für seine Seminararbeit über die „Politische Entwicklung in Russland zwischen 1905 und 1917“. Das Gespräch hat der Cousin der Frau vermittelt. Sie ahnt das und glaubt, dieser Cousin sei hinter ihrem Geld her (was nicht der Fall ist). Dennoch berichtet sie Felix, wie sie in Russland Lesen und Schreiben gelernt hat, obwohl sie als Jüdin vom Unterricht ausgeschlossen wurde.
Ihr Cousin ergänzt diesen Bericht: Sie sei in den Westen geflohen, nachdem ihre Familie von den Kosaken ermordet worden war. Und sie hätte dem Studenten wenig bei seiner Seminararbeit helfen können, denn „wer im Strudel der Ereignisse steht, überblickt diese meistens nicht“. Und so lernt Felix etwas bei diesem Interview, allerdings nicht fürs Studium, sondern fürs Leben.

Schnörkellos

Die anderen Texte handeln von einem gewitzten Wirt in Israel, einem egozentrischen Schriftsteller in der Schweiz sowie einem zänkischen Vermieterpaar und – in Gedichtform – von den Aran Islands in Irland. Es sind realistische Erzählungen, wie sie jemandem einfallen könnten, der Geschichten über ihm unbekannte Menschen erfindet, denen er oder sie begegnet. Die Geschichten sind nicht geheimnisvoll oder rätselhaft, sie bilden das Leben ab, wie es sich vor unser aller Augen ununterbrochen ereignet.

Wer schnörkellose Literatur über normale Menschen liebt, wird diese Texte mögen, auf Deutsch oder auf Englisch.

Von Werner Schuster

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Infos:

Nach einer langen Laufbahn als Journalistin und Übersetzerin beschloss Esther Murbach das zu tun, was sie schon immer wollte – Bücher schreiben. Seit 2009 hat sie vier Romane veröffentlicht, drei deutsche und einen englischen. Das fünfte Werk, „Hollywood Mansion“, ist eine zweisprachige Sammlung von Kurzgeschichten. Esther Murbach ist Mutter zweier erwachsener Töchter und lebt in Basel.

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Literaturmagazin Eselsohren – 

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