Berthoud/Elderkin/Bünger: Die Romantherapie
253 Bücher für ein besseres Leben
Ratgeber
Hardcover, E-Book
430 Seiten
Erschienen 2013 bei Insel
Aus dem Englischen von Katja Bendels und Kirsten Riesselmann
Originalausgabe: „The Novel Cure”, 2013
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Inhalt:
Bücher auf Rezept: Fallada für die Hoffnungslosen, Tolstoi bei Zahnweh (und, ja, natürlich auch bei Ehebruch) und „Schiffbruch mit Tiger“ in ausweglosen Situationen – die „Romantherapie“ kennt für jede Lebenslage das richtige Buch. Ob Sie an Kaufsucht oder Liebesmangel leiden, ihre Nase hassen, zu wenig Sex haben oder einfach hoffnungslos eitel sind, bei alldem hilft nur eins: der richtige Roman. „Die Romantherapie“ liefert stets die passende Lektüre von A bis Z. Und ist dabei selbst ein sprühendes Lesevergnügen. (Pressetext)
Kurzkritik:
Kennt die „Romantherapie“ für jede Lebenslage das richtige Buch? Schaden kann sie mit Sicherheit nicht – und im „schlimmsten“ Fall hat man ein paar gute Bücher mehr gelesen. Auf jeden Fall bekommt man mit der „Romantherapie“ ein ungewöhnliches Kompendium an wertvollen Lesetipps.
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Besprechung:
Highsmith gegen Liebeskummer
Dieses Buch will bei gebrochenem Herzen ebenso Hilfe bieten wie bei einem angestoßenen Zeh. Na dann wollen wir mal:
Gebrochenen Herzen können geheilt werden – und allen, die sich weigern, ihre verlorene Liebe aufzugeben, verschreiben wir die Lektüre von „Jane Eyre“.
Empfohlen wird weiters:
– Gegen zum Scheitern verurteile Liebe: Samjatins „Wir“, Lawrence „Lady Chatterleys Liebhaber“
– Gegen unerwiderte Liebe: Patchetts „Canto“, Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, Hardys „Am grünen Rand der Welt“, Turgenjews „Erste Liebe“
– Gegen Liebeskummer: Highsmith‘ „Salz und sein Preis“
– Gegen den Glauben an die Liebe verloren haben und für sich entlieben: Murakamis „1Q84“
– Bei Ehebruch: Flauberts „Madame Bovary“, Tolstojs „Anna Karenina“, Hustvedts „Der Sommer ohne Männer“, Werners „Am Hang“
– Bei Scheidung. Kästners „Das doppelte Lottchen“
– Beim Tod eines geliebten Menschen: Murrays „Lieber Gott und Otis Redding“, Cleaves „Lieber Osama“, Foers „Extrem laut und unglaublich nah“, Hustvedts „Was ich liebte“, Köhlmeiers „Idylle mit ertrinkendem Hund“, Bergers „Hier, wo wir uns begegnen“
Literarisch fluchen
Der Schmerz eines angestoßenen Zehs muss ausgehalten werden; da gibt es keine Linderung. Zum Glück ist ein solcher Schmerz, ebenso wie ein Schlag auf die Nase, nur von kurzer Dauer. Im Normalfall reichen ein paar beherzte Flüche, um ihn zu zähmen.
Um öffentliche Erregung und Peinlichkeiten zu vermeiden, empfehlen wir dringend, sich mit dem literarischen Äquivalent zu einem beherzten Fluch zu wappnen, (…) mit dem ersten Absatz aus „Ein Porträt des Künstlers als junger Mann“, James Joyce zugänglichstem Roman. (…) Rufen Sie also aus:
„Es war einmal vor langer Zeit und das war eine sehr gute Zeit da war eine Muhkuh die kam die Straße herunter gegangen und diese Muhkuh die da die Straße herunter gegangen kam die traf einen sönen tleinen Tnaben und der hieß Tucktuck-Baby …“
Ich persönlich würde ja mit Peter Handkes „Publikumsbeschimpfung“ schimpfen, aber das ist wohl Geschmackssache:
Ihr Volksausgaben. Ihr Abziehbilder. (…) Ihr schleichende Pest. (…) Ihr vertrottelten Adeligen. Ihr verrottetes Bürgertum. Ihr gebildeten Klassen. (…) Ihr Nimemrsatt. Ihr Siebengescheiten. Ihr Neunmalklugen. (…) Ihr Damen und Herren ihr, (…) ihr Mitmenschen ihr.
Wertvolle Lesetipps
Ob eins von beiden Büchern hilft? Und kennt die „Romantherapie“ für jede Lebenslage das richtige Buch? Schaden kann sie mit Sicherheit nicht – und im „schlimmsten“ Fall hat man ein paar gute Bücher mehr gelesen. Zum Beispiel gegen Geburtstagsblues, Lustlosigkeit, Midlife-Crisis, Schluckauf, Montagmorgen-Gefühl, Bindungsangst, fehlenden Sinn für Humor etc. etc.
Auf jeden Fall bekommt man mit der „Romantherapie“ ein ungewöhnliches Kompendium an wertvollen Lesetipps. Und wenn man mal keine Sorgen hat, so kann man sich durch die Listen der jeweils zehn besten Bücher für jedes Lebensjahrzehnt schmökern. Denn, so meinen Berthoud und Elderkin, „ein Leben ohne Bücher ist ein Leben ohne die bereichernden Erfahrungen all jenes, die diesen Weg vor uns beschritten haben.“
Traudl Bünger hat die englische Originalausgabe übrigens „um lebenswichtige deutsche AutorInnen ergänzt“.
Von Werner Schuster
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Infos:
Ella Berthoud und Susan Elderkin empfahlen sich bereits beim Literaturstudium in Cambridge gegenseitig Romane. Ella widmete sich anschließend der Kunst, Susan dem Schreiben. Seit 2008 bieten sie an der Londoner School of Life Bibliotherapie-Sitzungen an. Um das wunderbare Chaos des Lebens in den Griff zu bekommen, liest Ella Georges Perecs „Das Leben. Gebrauchsanweisung“.
Traudl Bünger ist Programmredakteurin der lit.COLOGNE, Literaturkritikerin und Autorin. Ihr literarisches Debüt Lieblingskinder erschien 2012. Gegen Schreibkrisen aller Art liest sie Loriot.
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