28/11/2013von 599 Views – 0 Kommentare

Beer, Pascal: messer in einer blumenvase, …

… auf die rückkehr der geliebten wartend

Gedichte
Hardcover
135 Seiten
Erschienen 2013 bei muskat media

KurzkritikWas meinen Sie?Ausführliche BesprechungInfos
Inhalt:

37 Prosagedichte, die sich Themen wie Sex, Kapitalismus, Schreiben, Wahnsinn, Tod, der SVP und weiteren Formen des alltäglichen Wahnsinns stellen. Die Texte sind pointierte, genaue Beobachtungen unserer täglichen Kreise, in denen wir uns verloren und brennend drehen.(Pressetext)

Kurzkritik:

Die Gedichte sind kraftvoll (aber ohne Kraftausdrücke), anklagend (aber nicht politisch), selbstbezogen (aber nicht sentimental). Sie erstrecken sich oft über mehrere Seiten, die ich interessiert und angetan gelesen habe. Nur die Gedichtenden sind mir oft zu viel oder zu wenig pointiert. Das sind jedenfalls meine derzeitigen Gedanken dazu (die sich ändern können; bei Gedichten kommt es meiner Meinung nach sehr darauf an, in welcher Phase oder in welcher Stimmung man sie liest).

Werner gibt  ★★★½☆  (3,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

bis ich sie mir alle
vom leib geschrieben habe

Pascal Beer vergleicht seine Texte selbst mit dem Werk von Charles Bukowski. Sie handeln von Sex, Tod, Wahnsinn, Kapitalismus und vom Schreiben selbst, aber nicht vom Saufen (wie die von Bukowski). Die Texte sind kraftvoll (aber ohne Kraftausdrücke), anklagend (aber nicht politisch), selbstbezogen (aber nicht sentimental).

Sie sind in Gedichtform geschrieben (d.h. Beer benutzt Zeilensprünge) und würden in Prosaform wohl nicht „funktionieren“ (weil sie nicht dem entsprechen, was man gemeinhin als Kurz- oder Kürzestgeschichte ansieht). Folgerichtig bezeichnet Beer seine Gedichte selbst als Erzähllyrik.

Phase und Stimmung

Sie erstrecken sich oft über mehrere Seiten, die ich interessiert und angetan gelesen habe. Nur die Gedichtenden sind mir oft zu viel oder zu wenig pointiert (d.h. entweder klingt es für mich nach „was ich damit eigentlich sagen wollte“ – oder Beer zieht zu wenig starke Schlüsse aus dem zuvor Gesagten).

Das sind jedenfalls meine derzeitigen Gedanken dazu (die sich ändern können; bei Gedichten kommt es meiner Meinung nach sehr darauf an, in welcher Phase oder in welcher Stimmung man sie liest).

Von vorne bis hinten gefallen hat mir folgendes Gedicht, das vielleicht ein bisschen untypisch ist, weil es einen „lyrischen Rhtythmus“ hat und auch inhaltlich komponiert wirkt – und weil ich die „Pointe“ gelungen finde. (Nebenbei bemerkt: Es widerspricht meinem Eindruck, Beer würde seine Texte „hinrotzen“, also seine Eindrücke und Gedanken in einer Bar oder nach dem Sex auf irgendein Stück Papier notieren):

WER MIT UNGEHEUERN KÄMPFT

wen ich am
schreiben bin,
lese ich.

vonneguth, fante, rimbaud,
tschechow, céline, bukowski,
pynchon, lawrence,
miller, cmus,
chandler,
calvin&hobbes,
geburtstagskarten und
sexhefte und svp-
propaganda und den
neuesten hollywood.
celeb-rehab-plastik-
bullshit.

dann schreibe
ich.

ich schreibe und ich schreibe und
ich schreibe und
reisse all
die geschriebenen
seiten in
tausend
stücke und
schreibe sie
alle nochmals
neu.

ich schimpfe und ich
fluche und
lache, wenn die
dinge alles
andere als
zum lachen
sind.

der krieg ist
immer am toben.

bis
ich sie mir
alle vom
leib
geschrieben
habe.

all die götter
und die
teufel
mit ihrem
eigenwilligen
stil.
ihrem sound.

weg.

jetzt bin ich allein.
jetzt gehört die seite mir.

und hier beginnt der song.

Von Werner Schuster

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Infos:

Mehr über Pascal Beer auf pascalbeer.blogspot.co.at.

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