Brautigan, Richard: Willard und seine Bowlingtrophäen
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
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Inhalt:
In einem kleinen schäbigen Hotelzimmer in San Francisco warten die drei Logan-Brüder auf den alles entscheidenden Telefonanruf. Einen Anruf, der sie 3000 Dollar kostet, sauer ergaunerte und geraubte Dollar. Er soll ihnen verraten, wo sich die gestohlenen Bowlingtrophäen befinden.Der tigernde Logan hockte jetzt neben seinem Bruder auf dem Bett. Er war es satt, in dem kleinen Zimmer herumzutigern. Und den Revolver hatte er auch in einem Koffer verstaut. Er glotzte das Telefon an. Bald würde es klingeln, und drei lange Jahre der Suche wären vorbei. Er öffnete und schloss mehrmals die rechte Hand. Und zwar so, dass seine Brüder es nicht mitkriegten. Er übte, wie man einen Anruf entgegennimmt. (Pressetext)
Kurzkritik:
Rund um Weihnachten 07 erreichte mich eine nette Mail, in der mich eine Frau Bergfeld auf ihre neue Brautigan-Übersetzung aufmerksam machte, weil sie mitbekommen hatte, dass ich ein Fan dieses amerikanischen Autors bin.
Ein Vergleich zweier “Willard”-Übersetzungen.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Verbohrtheiten
Rund um Weihnachten 07 erreichte mich eine nette Mail, in der mich eine Frau Bergfeld auf ihre neue Brautigan-Übersetzung aufmerksam machte, weil sie mitbekommen hatte, dass ich ein Fan dieses amerikanischen Autors bin. Ihre Übersetzung sollte im Boder-Verlag herauskommen, was mich zusätzlich freute, weil Rowohlt Brautigan nicht mehr verlegt und weil sich neben Kartaus nun ein weiterer Verlag dieses Schriftstellers angenommen hat.
Anfang März hatte ich nun Christiane Bergfelds Übersetzung in Händen und freute mich auf ein abermaliges Vergnügen mit “Willard und seine Bowlingtrophäen”. Anfangs verglich ich die Übersetzung von Günter & Ilse Ohnemus mit der neuen und fand nicht rasend viel Unterschied (– wiewohl Bergfeld auf ihrer Homepage erklärt, dass und warum sie andere Übersetzungen nicht kennt), doch als ich aufhörte, an den Wörtern zu kleben, bemerkte ich, dass Bergfeld einen anderen Tonfall hat als die Ohnemusen. Bei denen habe ich immer den Eindruck, Brautigan würde die Welt wie ein Kind beschreiben, auch wenn die Themen nun wirklich nicht kindlich sind.
Feigwarzen und ein Pappmacheevogel
In “Willard” scheint jede/r nur ein Thema zu haben: Bob und Constance kommen nicht über die Feigwarzen hinweg, die sich (nach einem Seitensprung von Constance) in ihren Geschlechtsorganen eingenistet haben/hatten, sind irgendwie auf Sado-Maso light gekommen und kommen nicht mehr davon los. – Die Logan-Brüder, deren Lebensinhalt einst Bowling war, verkommen nun seit Jahren auf der Suche nach dem Dieb ihrer Bowlingtrophäen (samt dem diese begleitenden Pappmacheevogel Willard).
Pervers oder grotesk?
Die Wortwiederholungen im letzten Absatz sind der Versuch einer Hommage an Brautigan, wie ihn mir Bergfeld vermittelt hat. Bei dieser klingt Brautigan erwachsener – ein Erwachsener spielt mit der Sprache (und dem Genre Kriminalroman) – und so wirkte “Willard” auf mich nicht existentialistisch-sentimental (wie bei Ohnemus), sondern realistischer, bedrohlicher und auch trauriger. Dieser (bei Ohnemus) perverse resp. (bei Bergfeld) groteske Kriminalroman beschrieb plötzlich nicht nur voller Liebe verbohrte Menschen, sondern warf mich auch auf meine eigenen Verbohrtheiten zurück.
Und so bin ich nach diesen “zwei” Brautigans neugierig geworden auf das Original. Allerdings scheint es “Willard” derzeit nicht auf Englisch zu geben (!). Was soll man dazu sagen?
Von Werner Schuster
Richard Brautigan, geboren 1935 im US-Staat Washington, gehört zu den amerikanischen Kultautoren. Wie nur wenige vermochte er in den sechziger und siebziger Jahren das Lebensgefühl einer ganzen Generation widerzugeben. Mehr als ein Dutzend Bücher von ihm wurden ins Deutsche übersetzt. 1984 schied er freiwillig aus dem Leben.
Mehr über Richard Brautigan bei Wikipedia.
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