Glynn, Jonny: Sieben Tage
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Aus dem Englischen von Henning Ahrens
Hardcover: Fischer, 2008
(2008)
Inhalt:
Vor Jahren veränderte sich Peter Crumbs Leben durch einen vernichtenden Akt der Gewalt. Jetzt vernichtet er wahllos und brutal Leben und plant akribisch die Woche, die seine letzte sein soll. (Pressetext)
Kurzkritik:
Wollte Glynn austesten, ob und ab wann man mit Sex, Gewalt und Literatur hohe Aufmerksamkeit und Verkaufszahlen erzielt? Nun gut: Meine erst angewiderte und dann pflichtbewusste Aufmerksamkeit hatte er.
Werner gibt (2 von 5 Eselsohren)
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Sex, Gewalt und Literatur
Ich weiß nicht, was ich mit diesem Roman anfangen soll. Nunja, eigentlich weiß ich es schon. Jedenfalls dachte ich, darin wird (Anspielung auf Raskolnikow auf dem Cover) die Grenze zwischen Gut und Böse verhandelt, doch anscheinend hab ich all das Gute überlesen, das der sadistische Mörder Peter Crumb in sich tragen soll. Und die meist mit Sex kombinierten Gewaltphantasien des Autors haben mich von Mal zu Mal immer weniger interessiert. Als Privatperson hätte ich mit diesem Buch auch aufgehört, aber als Journalist sah ich mich verpflichtet, das Rezensionsexemplar fertig zu lesen.
Allem Anschein nach haben wir es in “Sieben Tage” mit einer gespaltenene Persönlichkeit zu tun: Peter Crumb, der von sich behauptet, dass er in sieben Tagen sterben wird, und ein gewisser “Er”, der Peter anstiftet oder auch zwingt, hauptsächlich Frauen zu quälen, zu töten und manchmal auch die Leichen zu schänden. Peter arbeitet nicht, konsumiert Drogen, er war einmal verheiratet und seine Tochter ist brutal ermordet worden, und wer wollte, könnte aus Andeutungen noch andere Gründe für Peters Bestialität herauslesen, doch ich glaube nicht, dass Jonny Glynn die Handlungen seines Protagonisten psychologisch erklären wollte.
Angewiderte Aufmerksamkeit
Und was könnte Jonny Glynn gewollt haben? Tatsächlich auf ein (Klappentext) “moralisches Vakuum unserer Gesellschaft” zeigen? Mit dem “großen, stählernen Hammer”, den Peter Crumb mitten im Gesicht einer “mageren, kleinen Bangladeschi” versenkt und mit dem er anschließend gleich den Kopf von ihrer Mutter entzweihaut? Oder wollte Glynn austesten – “American Psycho” ist auch schon wieder ein paar Jahre her –, ob und ab wann man mit Sex, Gewalt und Literatur hohe Aufmerksamkeit und Verkaufszahlen erzielt? Nun gut: Meine erst angewiderte und dann pflichtbewusste Aufmerksamkeit hatte er.
Von Werner Schuster
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