Cornia, Ugo: Geschichten von meiner Tante
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Erzählungen
Erschienen 2009 bei Wagenbach
Aus dem Italienischen von Marianne Schneider
Originalausgabe: „Le storie di mia zia“, 2008
Inhalt:
Italienisches Familienleben ist ebenso berühmt wie berüchtigt. Zudem besteht es nicht nur aus dem eigentlichen Clan (der freilich von der Urgroßmutter bis zur angeheirateten Cousine reicht), sondern auch aus Freunden, lokalen Mythen oder Überlieferungen. Und alle reden und reden und reden. Auch mit Toten oder falschen Telefonanschlüssen. Ugo Cornia aus Modena hat ihnen zugehört und ihre Geschichten in schöne, knappe Prosa gebracht. (Pressetext)
Kurzkritik:
Cornia beschreibt die Wirklichkeit; die ist selten dramaturgisch gebaut, und Schlusspointen gibt‘s auch so gut wie nie. Ob er die „Geschichten von meiner Tante“ nun erfunden hat oder wiedergegeben, tut nichts zur Sache, – sie wirken erlebt und ohne Künstlichkeit weitererzählt.
Werner gibt (3,5 von 5 Eselsohren)
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Kunst ohne Künstlichkeit
Mit diesem Büchlein habe ich eine Weile wenig anfangen können. Die kurzen Geschichten, die meist auf kaum mehr als einer Seite Platz haben, waren mir zu harmlos, zu wenig dramatisch und aussagekräftig.
Mir war schon klar, dass Cornia die „Geschichten von meiner Tante“ bewusst auf diese Art und Weise geschrieben hat. Ob er damit auch (m)eine Erwartungshaltung unterlaufen wollte, kann ich nicht sagen.
Nun bin ich ein Mensch, der wider besseres Wissen versucht, sich beim Arbeiten zu entspannen (– andere würden behaupten: unfähig sich auszuruhen). Aber dann war der erste kalte Herbsttag und ich ließ mir ein heißes Bad ein, wo ich für gewöhnlich tatsächlich nahezu nichts tue (außer Bücher zu lesen), und nahm mir unter anderem das Cornia-Buch mit.
Die Wirklichkeit ist selten dramaturgisch gebaut
Und so, in meinem Zustand aus Schweißperlen und Wohlbehagen, hatte ich mit einem Mal Spaß und Freude an diesen Geschichten, tauchte ein in die naive Beschreibung einer italienischen Familie mit ihren Besonderheiten und Absonderlichkeiten, die – ein wenig gewandelt – wohl in jeder anderen Familie ebenfalls anzutreffen sind.
Und ich erkannte: Cornia beschreibt die Wirklichkeit; die ist selten dramaturgisch gebaut, und Schlusspointen gibt‘s auch so gut wie nie. Ob er die „Geschichten von meiner Tante“ nun erfunden hat oder wiedergegeben, tut nichts zur Sache, – sie wirken erlebt und ohne Künstlichkeit weitererzählt.
Von Werner Schuster
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Ugo Cornia, geboren 1965 in Carpi (Modena). Studium der Philosophie und Literatur in Bologna und anschließende Lehrtätigkeit. Lebt in Modena. Mit diesem Buch der schönsten Geschichten aus seiner faktischen und imaginären Verwandtschaft wird er erstmals in Deutschland vorgestellt.
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