Burkhardt/Herbold: Es gibt Piraten
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Erschienen 2009 bei kunstanst!fter
Inhalt:
Achtung, Achtung! Eine Durchsage: Dieses Buch beinhaltet die Schilderung des betrüblichen Lebens von Lili Lillersen. Es ist mit Sicherheit nichts für schwache Nerven. Ende der Durchsage.
Lili Lillersen verliert auf einen Schlag ihre ganze Familie. Eines Nachts wacht die einsame junge Frau auf und sieht einen Piraten an ihrem Bett sitzen. Träumt sie das etwa nur? (Pressetext)
Kurzkritik:
Mich hat dieses Buch nachdenklich gestimmt. Wer bin ich, wohin gehe ich – – Und dies wohl deshalb, weil „Es gibt Piraten“ ein betrübliches Leben so nett und anmutig und mit naivem Expressionismus beschreibt, dass man diese Betrüblichkeit bewusst wahrscheinlich gar nicht mitbekommt. Zum Schluss gibt‘s dann Hoffnung. Ja, Hoffnung, nicht mehr, nicht weniger.
Und so wird man still und heimlich auf seine eigenen Betrüblichkeiten gestoßen – mit anschließender Option auf Errettung. Wozu gibt‘s denn Piraten? Für die Fünf-, Sechs- und Siebenjährigen in uns.
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Es sollte viel mehr Piraten geben
„Das Buch der Grundlagenforschung: Wer bin ich, wohin gehe ich –“ steht als Widmung an Eva im Buch „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“, und beides, sowohl die Widmung als auch der „Maulwurf“ sind mir während des Genusses von „Es gibt Piraten“ eingefallen. Warum? Dazu muss ich ein wenig ausholen.
Angefangen hat es jedenfalls damit: „Ich habe gerade in den Eselsohren die wunderbare Kategorie ,Bilderbücher für Erwachsene‘ entdeckt – und möchte Ihnen ein Buch für diese Sparte auf Ihrer Seite zur Besprechung empfehlen.“
Diese Zeilen kamen von Steffen Herbold, und allein der Titel „Es gibt Piraten“ hätte für mich schon genügt, um „wenn ich so sagen darf: Schicken Sie mir bitte unbedingt ein Rezensionsexemplar“ zu antworten. Dazu hätte ich gar nicht auf den Link zur Seite über das Buch klicken müssen.
Wenige Tage später lag dieses Buch schon im Briefkasten, ich war auf dem Weg zu einem Termin und wollte es gleich mitnehmen und in der U-Bahn lesen, habe es mir dann aber doch für eine Mußestunde aufgehoben.
Nichts für schwache Nerven
Nun bin ich einer von jenen, die sogar in Bilderbüchern den Text lesen, ohne auf die Bilder groß zu achten. Dieses Buch bin ich allerdings gleich ein zweites Mal durchgegangen, nur um Martin Burkhardts Zeichnungen zu betrachten. Die Mischung aus Realismus und – für mich – expressivem Realismus sagt mir sehr zu.
Über den Inhalt mag ich nichts sagen, weil das unmöglich ist, ohne ein Spaßverderber zu sein. Spaß? – Nunja. Die Warnung auf dem Cover, „Dieses Buch beinhaltet die Schilderung des betrüblichen Lebens von Lili Lillersen. Es ist mit Sicherheit nichts für schwache Nerven“, sollte man durchaus ernst nehmen.
Zum Inhalt also nur so viel:
Als Lili Lillerseneines Nachts erachte, entdeckte sie, dass am Fußende ihres Bettes ein Pirat saß.
„Es gibt keine Piraten“, sagte sie sicherheitshalber. Der Pirat antwortete: „Wenn du fünf, sechs oder sieben bist, gibt es welche. Ab acht gibt es dann keine mehr. Wie alt bist du?“
„Zweiundzwanzig“, sagte Lili.
„Das ist allerdings beunruhigend“, antwortete der Pirat, „wir sollten der Sache unbedingt nachgehen.“
Und nachdem ihm Lili ihr betrübliches Leben geschildert hat, fahren sie gemeinsam zum „Zentralinstitut für seelische Gesundheit“. Es geht aber alles gut aus. Nunja. Es geht aus, man kann nicht sagen, ob gut oder schlecht. Kommt wahrscheinlich auf das Auge des Betrachters an.
Auch so ein betrübliches Leben
Mich hat es nachdenklich gestimmt. Wer bin ich, wohin gehe ich – – Und dies wohl deshalb, weil „Es gibt Piraten“ ein betrübliches Leben so nett und anmutig und mit naivem Expressionismus beschreibt, dass man diese Betrüblichkeit bewusst wahrscheinlich gar nicht mitbekommt. Zum Schluss gibt‘s dann Hoffnung. Ja, Hoffnung, nicht mehr, nicht weniger.
Und so wird man still und heimlich auf seine eigenen Betrüblichkeiten gestoßen – mit anschließender Option auf Errettung. Wozu gibt‘s denn Piraten? Für die Fünf-, Sechs- und Siebenjährigen in uns.
Von Werner Schuster
„Es gibt Piraten“
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„Vom kleinen Maulwurf …“
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Über „Es gibt Piraten“ und die Autoren auf www.esgibtpiraten.de.
Über „Vom kleinen Maulwurf …“ bei Wikipedia.
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