Neghabian, Miron: Herr K. und der Schnee
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Roman
Hardcover
Erschienen 2009
Dresdner Verlag
Inhalt:
Was würde einen Psychiater in ein buddhistisches Kloster verschlagen? Warum würde sich ein Simulant regelmäßig in die Psychiatrie einweisen lassen? Wie erlebt ein jeder von ihnen die ihm fremde Welt? Wie verändert sie ihn? Und vor allem: Was verbindet die beiden? Ein Roman über das Leben, das seinen ganz eigenen Gesetzen gehorcht, über Menschen, die aus der Bahn geworfen werden, und über Blicke auf das, was dem Auge gewöhnlich verborgen bleibt. Jede Seite dieses Buches ist eine Wahrheitssuche, ein Zeitzeugnis, das jeden Augenblick als Frage begreift, die nur hört, wer sich nicht hinter seiner Antwort versteckt. (Pressetext)
Kurzkritik:
Dies ist ein eigenartiges Buch. Man könnte meinen, der Autor sei ein junger Erwachsener, der sich nichts dabei denkt, in einem Roman die großen Themen des Lebens direkt zu verhandeln. Doch Miron Neghabian ist 35 und zeigt keine Scheu vor möglichen Peinlichkeiten.
Werner gibt (2,75 von 5 Eselsohren)
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Ein philosophierender Roman
Dies ist ein eigenartiges Buch. Man könnte meinen, der Autor sei ein junger Erwachsener, der sich nichts dabei denkt, in einem Roman die großen Themen des Lebens direkt zu verhandeln. Doch Miron Neghabian ist 35 und zeigt keine Scheu vor möglichen Peinlichkeiten.
Die erste Hälfte des Romans hat mir besser gefallen als die zweite: Neghabian erzählt da einerseits von einem Arzt, der mit seiner Freundin Urlaub in Thailand machen wollte. Weil sie ihn verlassen hat, fährt er allein und landet zufällig in einem buddhistischen Kloster.
In Deutschland hat sich währenddessen ein Mann wieder einmal in die Psychiatrie einweisen lassen und spielt dort allen eine Kranken vor, damit er weiterhin Stütze bekommt, um sich dem Schreiben widmen zu können.
Spekulativ
Da braucht gar nicht viel zu geschehen – diese Figuren an für sie ungewöhnlichen Orten sind interessant genug.
Da haben mich die spekulativ anmutenden Gedanken des Schriftstellers auch nicht weiter gestört: „Als Mensch an sich sollte man sich nichts vormachen, so die Zukunft betreffend, mit Hoffnungen und allem Drum und Dran. Es wird ja doch wieder nur heute sein, da kannst du hoffen, wie du willst.“
Sex in Thailand
Doch dann reicht dem Arzt das Entsagen und Meditieren, und er gibt sich augenblicklich den sinnlichen Genüssen in Bangkok hin – eine junge Thailänderin inklusive. – Auch der Schriftsteller kehrt nach Hause zurück, wo man sich bald nicht mehr so sicher ist, ob er seine psychischen Probleme tatsächlich nur vorgespielt hat.
Schließlich zieht unter ihm eine Frau ein, die ihn trotz (oder wegen) seiner Verschlossenheit mag. Der Arzt wiederum kommt aus dem Urlaub heim und findet sich in seinem bisherigen Leben nicht mehr zurecht.
Esoterisch
Und nach einigen dramatischen Verwicklungen steht der Arzt wieder in Bangkok – und der Schriftsteller dichtet einen Dialog zwischen einem Herrn K. und dem Tod (welcher in Reimen spricht), später zwischen diesem Herrn K. und dem Schnee. Der sagt etwa: „Hast du den Mut, allein am Wegesrand zu stehn, hast du die Kraft, dich als jenen Baum zu sehn und endlich zu verstehn, dass dieses Du der Welt, die vor dir liegt, in Wahrheit durch dich ist – dass du es bist?“
Das war mir denn doch des Esoterischen zu viel. Und es gehört schon eine Portion sympathische Unverfrorenheit oder Naivität dazu, sich mit diesem philosophierenden Roman an die Öffentlichkeit zu wenden.
Von Werner Schuster
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