Kaddour, Hédi: Waltenberg, Kapitel 7&8
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Die Kapitel Sieben und Acht
Roman
Erschienen 2009 bei Eichborn
Aus dem Französischen von Grete Osterwald
Originalausgabe: „Waltenberg“, 2005
Inhalt:
Das Hotel »Waldhaus« im Schweizer Bergdorf Waltenberg ist das magische Zentrum dieses europäischen Schlüsselromans für das 20. Jahrhundert. Erzählt wird in sich überlagernden und durchdringenden Episoden die Geschichte von vier Menschen, die sich in unterschiedlichen Konstellationen begegnen und wieder verlieren: vom Ingenieur und Schriftsteller Hans Kappler, seiner große Liebe, der amerikanischen Sängerin Lena Hotspur, vom französischen Journalisten Max Goffard und vom Meisterspion Michael Lilstein, Kommunist und Auschwitzüberlebender. (Pressetext)
Werner gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
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Lesevergnügen inklusive Nachhilfe
In eine andere Welt als zuvor führt uns Kaddour mit den Kapiteln Sieben und Acht: Im Jahre 1965 befinden wir uns mit einem Mal in Singapur, wo wir Max Goffard, dem französischen Soldaten und späteren Freund Hans Kapplers aus den Kapiteln Eins und Zwei, wieder begegnen.
50 Jahre später ist er ein bekannter und berüchtigter Journalist und beim französischen Diplomaten eingeladen. Erwartet wird auch der Schriftsteller, Abenteurer und Politiker André Malraux, der außerhalb Frankreichs vielleicht in Vergessenheit geraten ist (– er schrieb etwa „La condition humaine“, engagierte sich als Kommunist gegen den Faschismus, wurde später Links-Gaullist und von 59 bis 69 ein die Welt bereisender Kulturminister).
Senfgas
Auch an den Rifkrieg von 1921 (mit deutscher, französischer und britischer Beteiligung gegen die Ausweitung des spanischen Kolonialgebietes in Nordmarokko – inklusive Verseuchung mit Senfgas) werden sich vielleicht nicht viele erinnern.
Doch Kaddour gibt hier nur mittelbar Nachhilfeunterricht. Vordergründig geht es um die langjährige Beziehung zwischen Max und Malraux (der Schriftsteller hat den Journalisten in „La condition humaine“ unter dem Namen auftreten lassen), die in diesen beiden Kapiteln in einen veritablen Streit mündet. Außerdem taucht jener de V√®ze „wieder“ auf, dessen politische Karriere in den vorangegangenen Kapiteln (welche die Jahre 1978 behandeln) zu Ende gegangen ist.
Reputation
Von diesen kleinen Verwicklungen vor dem Hintergrund der Weltgeschichte berichtet Kaddour mit ironischer Distanz, die Diplomatie wird gewissermaßen vorgeführt, über ihre Köpfe hinweg streiten und versöhnen sich der Starreporter und der Schriftsteller/Kulturminister über Kunst und Politik, während die anderen vorrangig um ihre Reputation besorgt sind.
„Später hat Malraux seinen eigenen Bericht über den Abend in Singapur veröffentlicht, ohne ein Wort über de V√®ze, der sich immer gefragt hat, warum, auch ohne ein Wort über das Ehepaar Morel, er spricht vor allem von Clappique, mit großer Zärtlichkeit, unter Auslassung des Zwischenfalls.“
Ein großes Lesevergnügen.
Zu Kapitel 1 & 2 // zu Kapitel 3 & 4 // zu Kapitel 5 & 6 // zu Kapitel 9 & 10
Von Werner Schuster
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Über Hédi Kaddour bei Eichborn.
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