Galbraith, J. K.: Eine kurze Geschichte der Spekulation
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Sachbuch Wirtschaft
Erschienen 2010 bei Eichborn
Aus dem Englischen von Wolfgang Rhiel
Originalausgabe: „A Short History of Financial Euphoria“, 1990
Inhalt:
In Finanzdingen haben wir ein extrem kurzes Gedächtnis, konstatierte der amerikanische Ökonom J. K. Galbraith schon 1990. Seine scharfe Analyse zeigt, nach welchen psychologischen Regeln die Finanzmärkte funktionieren.Spekulationswellen enden mit tödlicher Sicherheit im Crash. Das sagt einem der gesunde ökonomische Menschenverstand. Aber warum lassen sich trotzdem zahllose Anleger stets aufs Neue von abenteuerlichen Gewinnversprechen blenden und hinters Licht führen? (Pressetext)
Kurzkritik:
Dieses Buch erklärt leicht verständlich und vergnüglich, wie es zu Finanz-Crashes kommt.
Werner gibt (4 von 5 Eselsohren)
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Finanzgenie ist man nur bis zum Bankrott
Dies ist wahrscheinlich eines der wenigen Wirtschaftsbücher, die allgemein verständlich sind. Außerdem ist es – abgesehen vom Thema – äußerst vergnüglich zu lesen.
J. K. Galbraith stellt ein paar Thesen über das Wesen der Spekulation auf und erläutert diese mit Beispielen vom so genannten Tulpenschwindel bis hin zum Oktobercrash von 1987.
Stets wollen Menschen an eine wunderbare Vermehrung von Reichtum glauben, der Preis für das jeweilige Spekulationsobjekt steigt und steigt, was immer mehr Käufer anlockt. Die einen glauben an den unbegrenzten Markt, die anderen glauben zu wissen, wann sie zeitgerecht aussteigen müssen.
Massenpsychose
Denn „ein fester Bestandteil dieses Szenarios ist der unvermeidliche Zusammenbruch“. Und: „Die Spekulation endet nie verhalten, sondern immer mit einem lauten Knall.“
Warum dennoch immer und immer wieder Menschen in diese, so Galbraith, Massenpsychose verfallen, hat für ihn zwei Gründe: Die erste ist das wirtschaftliche Kurzzeitgedächtnis. Nicht lange nach dem letzten Crash erfindet jemand das Rad neu. D.h. er oder sie glaubt an eine wundersame Vermehrung von Reichtum.
Und dann gibt es laut Galbraith die „trügerische Vorstellung, Geld und Intelligenz müssten miteinander einhergehen“. Doch der Besitz von Geld kann auch bedeuten, „dass der Betreffende sich schlicht nicht um gesetzliche Beschränkungen kümmert (–) oder er hat Geld geerbt“.
Es gelte also der Grundsatz: „Finanzgenie ist man nur bis zum Bankrott“.
Beim nächsten Mal klappt es bestimmt!
Außerdem würde nach einem Crash nie die Spekulation als dessen Ursache bestimmt, sondern irgendwelche widrigen Umstände. Beim nächsten Mal klappt es bestimmt!
Und das spätestens seit dem 17. Jahrhundert. Galbraith führt Beispiel um Beispiel an. Etwas diese:
– Die United-Founders-Gruppe wurde von einem Freund 1921 mit 500 $ gerettet. Dann nahm sie Kredite auf und verkaufte Wertpapiere, um die Anlage in anderen Wertpapieren zu finanzieren – am Ende etwa eine Milliarde Dollar.
– In Neuengland wurde eine Bank geschlossen, deren umlaufenden Banknoten in Höhe von 500.000 $ eine Goldreserve von ganzen 86,48 $ gegenüberstand.
Zwei Regeln
Schutz für Klein- und GroßanlegerInnen bieten laut Galbraith nur eine erhöhte Skepsis und die Beachtung folgender Regeln:
1.) Eng mit Geld in Verbindung stehende Menschen neigen zu einem auf Selbstbestätigung ausgehenden und stark fehleranfälligen Verhalten.
2.) Wenn auf einem Markt oder im Zusammenhang mit einem Investitionsprojekt eine besonders aufgeheizte Stimmung herrscht, wenn von einer einmaligen Gelegenheit geredet wird, die besonderen Weitblick voraussetzt, sollte jeder einen großen Bogen machen; es ist Vorsicht geboten.
Vielleicht sollte man doch eher Lotto spielen als das Ersparte in solchen „einmaligen Gelegenheiten“ zu vernichten.
Von Werner Schuster
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Über John Kenneth Galbraith bei Wikipedia.
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