Ramonet, Ignacio: Fidel Castro. Mein Leben
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
Biografie
Aus dem Spanischen von Barbara Köhler
Hardcover: Rotbuch bei Eulenspiegel, 2008
Broschiert: Rotbuch, 2011
(„Fidel Castro. Biografia a dos voces“, Random House, 2004/2007)
Inhalt:
Fidel Castro erzählt seine eigene, persönliche Geschichte. Der »Comandante en Jefe« berichtet von seiner Kindheit und enthüllt unbekannte Fakten zur Geschichte Kubas. Er spricht über seine Freundschaften zu Che Guevara und Hugo Chávez genauso wie über internationale Politik und die Gegenwart des kubanischen Sozialismus. Auch heikle Themen wie Demokratie und Menschenrechte werden behandelt. Ignacio Ramonets Aufzeichnungen bilden Fidel Castros politisches Vermächtnis. (Pressetext)
Kurzkritik:
Denn den Kubanern geht’s gut? Sie seien gesund und gebildet, seien begeisterte Revolutionäre und hätten fast alle Freiheiten dieser Welt? Und dem Staat selbst gehe es ebenfalls – den Umständen entsprechend – gut, und wenn man sich nicht gegen die Imperialisten zur Wehr setzen müsste, stünde einem revolutionären Paradies auf Erden nur wenig mehr im Wege?
Werner gibt (3,5 von 5 Eselsohren)
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Der gute Mensch von Holguín*
Ich bin ja nun nicht grundsätzlich ein Feind der kubanischen Revolution und weiß sehr wohl, was für eine Diktatur diese abgelöst hat. Und mir ist auch bekannt, dass es der karibische Staat schwer hat, sich gegen das dauerhafte Handelsembargo der USA zu behaupten. Aber wie Fidel Castro sich in diesem Buch darstellt, fällt mir schwer zu glauben.
Ungefähr hundert Stunden lang ist er dem spanischen Journalisten Ignacio Ramonet Rede und Antwort gestanden, fast 800 Seiten umfasst die Niederschrift (samt Anmerkungen, Literaturverzeichnis etc.), und hätte Ramonet nicht die Form des Interviews gewählt, sondern aus den Gesprächen eine Biografie gemacht, würde man eine kritiklose Huldigung lesen. – Ist das, was Castro erzählt, eine Selbstbeweihräucherung?
Den Kubanern geht’s gut?
Jedenfalls hat er die Chance zu einer Gegendarstellung genutzt. Und wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was er sagt, dann müssen viele Bücher umgeschrieben, viele öffentliche Meinungen korrigiert werden. Denn den Kubanern geht’s gut, sie sind gesund und gebildet, sind begeisterte Revolutionäre und haben fast alle Freiheiten dieser Welt. Und dem Staat selbst geht’s ebenfalls – den Umständen entsprechend – gut, und wenn man sich nicht gegen die Imperialisten zur Wehr setzen müsste, stünde einem revolutionären Paradies auf Erden nur wenig mehr im Wege.
Schizophren?
Und so kam ich mir beim Lesen etwas schizophren vor: Hier die relative Freiheit in einem bedrohten Land mit selbstgenügsamen BewohnerInnen, da das Klischee vom links-diktatorischen Regime, das (angeblich?) grundlegende Menschenrechte missachtet.
Freisprechen?
„Die Geschichte wird mich freisprechen“, meinte Castro bereits 1953. Mal schauen. In der Zwischenzeit erwarte ich das Erscheinen von „Die Kubanische Revolution und wie erkläre ich sie meinem Taxifahrer“ von José Manuel Prieto. Als Gegenbild zum Gegenbild quasi.
* Geburtsprovinz Fidel Castros
Von Werner Schuster
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Ignacio Ramonet, geboren 1943 in Spanien, war von 1991 bis 2008 Chefredakteur der französischen Monatszeitung »Le Monde diplomatique« und ist Professor für Theorie der audiovisuellen Kommunikation an der Universität Denis Diderot in Paris. Der Autor zahlreicher Publikationen ist Mitbegründer und Ehrenpräsident von Attac und einer der Organisatoren des Weltsozialforums.
Über Fidel Castro, Ignacio Ramonet und die Menschenrechtssituation in Kuba bei Wikipedia.
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