Verlagsgeschichte Goldmann
Der Goldmann Verlag wurde am 21. Juni 1922 von Wilhelm Goldmann (25. 2. 1897 – 24. 4. 1974) in Leipzig gegründet. Wilhelm Goldmann, geboren in Baumgarten in Oberschlesien als Sohn eines Dorfschullehrers und Kantors, hatte eigentlich Kunstmaler werden wollen, dann aber eine Buchhandelslehre absolviert und anschließend, seit 1921, für verschiedene Verlage als Reisevertreter gearbeitet. Im Jahr darauf gründete er seinen eigenen Verlag; die ersten beiden Titel waren Kunstbücher (“Kultbauten des Islam” und “Javanische Schattenspiele”).
Bekannt wurde der Verlag aber schließlich durch seine Abenteuerromane, über die Wilhelm Goldmann auch auf seinen lange Zeit berühmtesten Autor stieß: Edgar Wallace. Wallace hatte eine Reihe von Afrikaromanen verfaßt, deren erster Band Weihnachten 1925 bei Goldmann auf deutsch erschien. Wenig später folgten die Kriminalromane von Edgar Wallace, die rasch enorme Popularität erreichten. So hat unter anderem Max Reinhardt 1927 Edgar Wallace’ “Der Hexer” am Deutschen Theater in Berlin inszeniert.
Die Stellung und Rolle des Verlages im Nationalsozialismus ist wenig erforscht. Einerseits konnte der Verlag bis fast zum Kriegsende Bücher herausgeben (zu den erfolgreichsten Autoren gehörten u.a. der Journalist, Reiseschriftsteller und Sachbuchautor Anton Zischka sowie Abenteuer- und Kriminalautoren wie Agatha Christie, Louis Weinert-Wilton und, natürlich, Edgar Wallace); das Verlagshaus in Leipzig am Roßplatz wurde zwar am 4.12.1943 bei einem Bombenangriff vollkommen zerstört, aber die Buchproduktion wurde in Prag und in Italien fortgesetzt. Andererseits wurde Wilhelm Goldmann nach eigenen Angaben am 12.2.1945 wegen kritischer Äußerungen gegen das Regime verhaftet; einer Verurteilung entzog er sich wenige Tage vor Kriegsende durch die Flucht.
Nach dem Krieg gründete Goldmann in Leipzig zunächst eine Gärtnerei, wurde bald darauf aber verhaftet und wegen angeblicher Herausgabe faschistischer Bücher von den Sowjetbehörden angeklagt und zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt.
“Jetzt bin ich wieder da!”
Am 4. Juli 1950 meldete sich Wilhelm Goldmann über eine Anzeige im “Börsenblatt des deutschen Buchhandels” wieder in der Buchbranche zurück: “Jetzt bin ich wieder da! Mein neuer Wohn- und Verlagsort ist München.” Und eine Woche später erklärte er im “Börsenblatt”: “Demnächst erscheinen Goldmann Taschenbücher. Ein neuer deutscher Buchtyp”. Bereits im Sommer 1950 erschienen die ersten Titel im nunmehr Münchner Goldmann Verlag: Edgar Wallace und andere Kriminalromane. Seine Taschenbuchpläne konnte Goldmann wegen Kapitalmangels allerdings erst 1952 realisieren; als erster Band erschien zu einem Ladenpreis von DM 2,20 “Der Frosch mit der Maske” von Edgar Wallace (Goldmanns Taschen-KRIMI. Bd. 1). Ein Jahr später startete Goldmann im Taschenbuch die “Gelbe Reihe” mit Klassikern und allgemeiner Belletristik, die neben den Krimis (die Abkürzung “Krimi” wurde übrigens von Wilhelm Goldmann geprägt und hat rasch Eingang in den deutschen Sprachgebrauch gefunden) über fast drei Jahrzehnte das Gesicht des Verlags prägen sollte. Später kamen weitere Reihen und Programmsegmente hinzu, so u.a. Goldmanns WELTRAUM Taschenbücher, eine der wichtigsten Science-Fiction-Reihen im Taschenbuch. Im gebundenen Buch erschienen Kunstbücher, die Wilhelm Goldmann seit seinen verlegerischen Anfängen besonders am Herz lagen, und Atlanten, aber auch vielbeachtete Werkausgaben von Honoré de Balzac und Guy de Maupassant.
1977 wurde der Wilhelm Goldmann Verlag an die Verlagsgruppe Bertelsmann verkauft. Die verlegerische Verantwortung übernahm zunächst Gerd Frederking und anschließend, ab 1988, Klaus Eck, der 1981 als Cheflektor zu Goldmann gekommen war. In der Folge wurde das Programm internationaler ausgerichtet; neben deutschsprachigen Erfolgsautoren wie Heinz G. Konsalik und Marie Luise Fischer erschienen nun auch internationale Unterhaltungsautoren wie Irwin Shaw, Herman Wouk, Sidney Sheldon, Harold Robbins, Clive Cussler, Danielle Steel oder Pearl S. Buck. Außerdem wurde das Programm um zeitgenössische literarische Autoren wie Stefan Heym, Walter Kempowski, Manfred Bieler, Gregor von Rezzori, Marcel Pagnol oder Ingeborg Drewitz und anspruchsvolle Sachbücher von namhaften Autoren wie Sebastian Haffner, Bernt Engelmann, Carlo Schmid und Henry Kissinger erweitert.
Neu belebt wurde daneben die Hardcoverproduktion, die nach dem Erwerb durch Bertelsmann zunächst eingestellt worden war: Nachdem er sich für fast 10 Jahre auf die Publikation von Taschenbüchern konzentriert hatte, nahm der Goldmann Verlag im Herbst 1986 die Veröffentlichung von Hardcovern wieder auf.
Unter der Ägide von Verleger Klaus Eck und Marketinggeschäftsführer Volker Neumann wurde Goldmann in den 1990er Jahren zur Nummer eins unter den deutschsprachigen Taschenbuchverlagen. Zu den erfolgreichsten Autoren in der Belletristik gehören heute Mitch Albom, Karen Duve, Janet Evanovich, Joy Fielding, Elizabeth George, Noah Gordon, Martha Grimes, Mo Hayder, Wladimir Kaminer, Sophie Kinsella, Charlotte Link, Walter Moers, Marlo Morgan, James Patterson, Terry Pratchett, Sven Regener, Ian Rankin, Frank Schätzing, Leonie Swann, Amy Tan, Donna Tartt, Minette Walters und viele andere.
Parallel dazu wurden im Hardcover wie im Taschenbuch das Sachbuchprogramm ausgebaut; hier erscheinen heute Autoren wie Hatice Akyün, Stefan Aust, Hauke Brost, Bill Bryson, Donata Elschenbroich, Michael Jürgs, Necla Kelek, Christiane Kohl, Veronika Peters, Richard David Precht, Peter Richter, David Servan-Schreiber, Dietrich Schwanitz, Tiziano Terzani, Jean Ziegler, Christiane Zschirnt und viele andere.
Darüber hinaus wird das Ratgeberprogramm seit 1998 unter der Marke Mosaik bei Goldmann zusammengefaßt. Ergänzt wird das Verlagsspektrum seit den neunziger Jahren durch das Programm von Goldmann Arkana, das im Herbst 1998 aus der Goldmann Esoterik hervorging und in dem heute Bücher zu den Themenfeldern Body, Mind & Spirit erscheinen.
Seit 2001 ist Georg Reuchlein Verleger des Goldmann Verlags, die Verlagsleitung Belletristik und Sachbuch liegt seit 2003 in den Händen von Andrea Best.
Heute ist der Goldmann Verlag einer der großen Publikumsverlage Deutschlands: ein Verlag der Autoren mit einem auf Vielfalt und Qualität ausgerichteten Programm für leidenschaftliche Leser – gleich, ob es sich um Literatur oder Unterhaltung, um Krimis oder Frauenbücher, um deutsche oder internationale Autoren, um zeitgenössische Schriftsteller oder Klassiker, um Belletristik oder Sachbücher und Ratgeber handelt.
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