Verlagsgeschichte Hanser
Der Hanser Verlag, 1928 von Carl Hanser in München gegründet, ist eines der wenigen mittelständischen Verlagsunternehmen im deutschsprachigen Raum, das sich noch im Besitz der Gründerfamilie befindet.
Mit der Zeitschrift “Werkstatt und Betrieb” begründete Carl Hanser im Fachverlag den Programmteil Maschinenbau- und Werkzeugtechnik, dem nach dem Krieg in rascher Folge die Bereiche Kunststofftechnik, Oberflächentechnik und Rationalisierung folgten. Die Zeitschrift “Kunststoffe” erscheint seit 1946 bei Hanser. Die stürmische Entwicklung von Technik und Naturwissenschaften fand im Programm ihren Niederschlag und Hanser begann schon in den frühen sechziger Jahren seinen Aufstieg als einer der führenden Fachverlage.
Im belletristischen Bereich war die Entwicklung zunächst nicht ganz so kontinuierlich. Seit 1933 ließ Carl Hanser die literarische Produktion ruhen. 1946, als er als einer der ersten Verleger in Deutschland von der zuständigen amerikanischen Behörde eine Lizenz bekam, war seine verlegerische Tätigkeit in diesem Bereich um so reger. Er begann 1946 mit Klassiker-Auswahlausgaben. In den fünfziger Jahren wurde das Programm um ausländische Autoren erweitert, wie z.B. um die späteren Nobelpreisträger Yasunari Kawabata und Ivo Andric. Seit 1953 gibt es die Zeitschrift “Akzente”, Forum vieler junger Autoren, die dort erstmals in deutscher Sprache erschienen. 1961 ist der Carl Hanser Verlag einer von 11 Gründungsgesellschaftern des Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv).
Im Fachverlag erschien seit 1963 das “Kunststoff-Handbuch”, herausgegeben von Richard Vieweg in 11 Bänden, das rasch zum internationalen Standardwerk wurde; 1980 das sechsbändige “Handbuch der Fertigung” von Günter Spur und Theodor Stöferle.
1976 zog sich Carl Hanser aus der aktiven Verlagsleitung zurück. Er starb 1985. In der Literatur waren inzwischen die Nobelpreisträger Elias Canetti und Isaac B. Singer ins Haus gekommen und der Verlag um ein Sachbuch-Programm erweitert. In den achtziger Jahren verdoppelte sich das Umsatzvolumen. Im Fachverlag kamen neue Bereiche dazu: Computerbücher, Informatik, Qualitätsmanagement und Mangementliteratur. 1993 wurde das Joint-Venture “Hanser Gardner Publications, Inc.” in Cincinnati/Ohio gegründet. 1995 übernahm Hanser den Fachbuchverlag Leipzig und baute damit seine starke Stellung im Lehrbuchmarkt aus.
Auch der belletristische Teil wuchs. 1981 kam Hanser zum ersten Mal in seiner Geschichte an die Spitzen der deutschen Bestsellerlisten und ist dort seitdem ständig präsent, nicht zuletzt mit den Autoren des 1993 gegründeten Kinderbuchverlages. Ziel des Kinderbuchverlages war es von Anfang an, die Kluft zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur zu schließen. Das Augenmerk galt deshalb immer auch Autoren, die für Kinder und Erwachsene schreiben. Seit 1999 erscheinen die Hanser Kinder- und Jugendbücher unter dem Namen “reihe hanser” auch als Taschenbücher bei dtv. 1993 wird Hanser auch Mitbegründer des DHV – Der Hörverlag, der sich in der Folgezeit zum Marktführer in diesem Segment entwickelt.
1996 erwarb Hanser den österreichischen Verlag Paul Zsolnay und brachte ihn rasch in die führende Position zurück, die er von den dreißiger bis in die sechziger Jahre gehabt hatte. Zsolnay hatte 6 Nobelpreisträger zum literarischen Fundus beizusteuern, darunter John Steinbeck, Pearl S. Buck und Bertrand Russel. 1995 und 1998 waren die Verlage Sanssouci und Nagel & Kimche dazugekommen.
Der Hanser Verlag hat heute mehr als 3.400 lieferbare Titel; im Fachverlag wird ein Viertel der Bücher und Zeitschriften ins Ausland exportiert. Hanser zählt zu den 40 größten deutschsprachigen Verlagen und wurde fünfmal von den Lesern der Branchenzeitschrift Buchmarkt zum “Verlag des Jahres” gewählt.
Der Verlag in Zahlen: Der Carl Hanser Verlag beschäftigt in München und Leipzig (Fachbuchverlag Leipzig) etwa 200 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von ca. 50 Mio. ‚Ǩ. Tochterunternehmen sind der Paul Zsolnay Verlag in Wien und Nagel & Kimche in Zürich. Beteiligungen bestehen am DHV – Der Hörverlag und dtv (Deutscher Taschenbuch Verlag), beide München, sowie Hanser Gardner in Cincinnati/USA.
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