21/09/2007von 1.990 Views – 1 Kommentar

Lobe, Mira: Die Geggis

KurzkritikWas meinen Sie?Ausführliche BesprechungInfos

BuchcoverKinderbuch
Jungbrunnen
(1985)
Inhalt:

Noch nie hat ein Sumpfgeggi einen Felsgeggi gesehen – und umkehrt. Trotzdem leben die Geggis in Feindschaft. Da begegnen einander eines Tages die Geggikinder Gil und Rokko und beschließen, Freunde zu werden. (Pressetext)

Kurzkritik:

Bei den Geggis wird bei allem Bemühen um Toleranz nicht darauf vergessen, dass der erhobene Zeigefinger durchaus mit dem schlechten alten Rohrstaberl verwechselt werden kann und dass Kunst nicht die primäre Aufgabe hat, zu erziehen.

Werner gibt  ★★★★½  (4,5 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Du scheußlicher Schluchtenhaxler!

Es gibt ja vor allem für Kinder so viele unangenehm engagierte Produkte, bei denen sogar mir das Beiwort “Gutmenschen-” einfällt (wie etwa ein Umwelt-Würfelspiel, wo man wegen “mit Laub Winterquartier für Igel schaffen” um sieben Felder vorrücken darf, aber wegen “zuviel Kunstdünger auf den Feldern” Zweimal aussetzen muss) und angesichts derer man Mira Lobes “Die Geggis” gar nicht hoch genug loben kann. Hier wird bei allem Bemühen um Toleranz nicht darauf vergessen, dass der erhobene Zeigefinger durchaus mit dem schlechten alten Rohrstaberl verwechselt werden kann und dass Kunst nicht die primäre Aufgabe hat, zu erziehen.

Nein, bei den Geggis werden auf vergnügliche Art und Weise Vorurteile entlarvt, die nachzusprechen einerseits schon wieder Spaß macht und gleichzeitig daran erinnert, dass man Ähnliches auch schon einmal von sich gegeben (oder auch bloß gedacht) hat:

Du bist ein stinkiger, sumpfiger Gatschler,
ein hässlicher, grässlicher, schlammiger Watschler!

Oder:

Und du bist ein ekliger Klettermaxler,
ein grauslicher, scheußlicher Schluchtenhaxler!

So ein grüner Sumpfgeggi und so ein roter Felsgeggis begegnen einander und kommen nach anfänglicher Schimpfer- und Keilerei drauf, dass der andere gar nicht stinkt etc., sie freunden sich an, bringen sich gegenseitig das Klettern und das Schwimmen bei – und schaffen es mit einem Trick, dass die Erwachsenen auch zugeben müssen, dass die anderen gar nicht schlecht und bösartig sind, woraufhin sich am Schluss grüne und rote Geggis gemeinsam im Wasser und auf den Felsen tummeln und Spaß haben.

Zu solcher Größe sind aber im wirklichen Leben unmittelbar leider nur Kinder imstande. Aber die Erwachsenen können ihnen – als selbsterzieherische Maßnahme – wenigstens dabei helfen, die entzückenden Geggi-Figuren von Susi Weigel nachzubasteln. (Beim Vorlesen empfiehlt es sich übrigens, ein Glas Wasser bereitzustellen.)

Von Werner Schuster

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Infos:

Mira Lobe wurde 1913 in Görlitz, Schlesien geboren. Dass sie Talent zum Schreiben hatte, zeigte sich schon an ihren Schulaufsätzen. Sie wollte studieren und Journalistin werden, was ihr als Jüdin im faschistischen Deutschland verwehrt wurde. Daher lernte sie Maschinenstrickerin an der Berliner Modeschule. 1936 flüchtete sie nach Palästina. Dort heiratete sie den Schauspieler Friedrich Lobe, mit dem sie zwei Kinder hatte. Ab 1950 lebte sie in Wien, wo sie 1995 starb. Mira Lobe hat fast 100 Kinder- und Jugendbücher geschrieben, für viele von ihnen hat sie Preise und Auszeichnungen erhalten.

Über Mira Lobe bei Wikipedia.

1 Kommentar zu "Lobe, Mira: Die Geggis"

Trackback | Kommentar RSS Feed

  1. brigitte jüttner sagt:

    Wie alle Mira-Lobe/Susi-Weigel-Bücher, die ich kenne, lieb und nett, vom Reim her ganz entzückend. Hat bei meinen Schülern (6-8Jahre) sofort die Reaktion “So sind wir nicht!” hervorgerufen. Ganz toll für den Selbstwert (Ich-bin-ich, aber nicht besser als du)

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