Veremej, Nellja: Berlin liegt im Osten
Roman
Hardcover
336 Seiten
Erschienen 2013 bei Jung&Jung
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Inhalt:
Aus einem kaukasischen Städtchen über Leningrad bis nach Berlin führt das Roman-Debüt von Nellja Veremej, das seine geographischen und kulturellen Motive schon im Titel trägt. Das Berlin dieses Romans, der rund um den Alexanderplatz spielt, hat seine Reservate der Einsamkeit und der Lebensfreude, und es wird durch die Stimme einer Ich-Erzählerin lebendig, die den nur scheinbar unspektakulären Beruf einer Altenpflegerin ausübt. (Pressetext)
Kurzkritik:
In ihrem Roman zeigt Veremej eine vorsichtige, nicht immer einfache, nicht wie erträumte, aber doch gelungene Migrationsgeschichte. Ihre ruhige Erzählerin lässt die Leser an ihren Träumen und Erinnerungen teilhaben und im Zusammenspiel mit den Geschichten anderer wie etwa des Herrn Seitz werden so die Spuren des Ostens im einzelnen Menschen sichtbar gemacht.
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Besprechung:
Die Spuren des Ostens
Eine große Anzahl von AutorInnen aus osteuropäischen Ländern, die (mittlerweile) auf Deutsch schreiben, verarbeiten Migrationserfahrungen literarisch oder erzählen vom Osten. Dennoch fügt dieser Roman, der den Osten sogar im Titel trägt – und dabei, könnte man meinen, Deutschlands Hauptstadt zur Gänze für diesen vereinnahmt – dem Erzählen über die Migration interessante Facetten hinzu, indem er Ost und West gekonnt vermischt.
Berlin ist eine Sehnsuchtsstadt.
Berlin ist eine Sehnsuchtsstadt. Zumindest für Lena, die Ich-Erzählerin, die in Berlin als Altenpflegerin arbeitet. Sie erinnert sich an ihre Kindheit weit im Osten von Russland, das abgelegene Dorf, in das sie sich zurücksehnt, so wie sie sich als Schülerin und später als Studentin in St. Petersburg nach Berlin sehnte. Im Berlin der 1990er Jahre angekommen allerdings stellten sich die Geschäftsideen ihres Mannes Schura eine nach der anderen als Luftschlösser heraus, und ihre eigenen Träume, als Journalistin zu arbeiten, bleiben unerfüllt.
Der „Osten“ existiert nur in der Erinnerung
Lena ist eine unprätentiöse Erzählerin, die sich mit ihren Lebensumständen abgefunden hat und in den Begegnungen mit dem alten Herrn Seitz, für den sie Aufgaben im Haushalt übernimmt, Freude findet. Er erzählt ihr von seiner Arbeit als politischer Journalist in Ostdeutschland und wie ihm seine Familie langsam entglitt. Über das Gefühl, dass sie beide der Vergangenheit angehören und über diese zusammenzugehören, kommen sie einander näher.
Aufbegehren und Träumen
Dennoch wird Lena manchmal wütend, will aufbegehren, etwa wenn ihr Ex-Mann Schura immer wieder um Geld für neue Geschäftsideen bittet und darin auch noch von der gemeinsamen 17-jährigen Tochter unterstützt wird. Eben diese Tochter, Marina, kann auch nicht verstehen, was ihre Mutter am alten Herrn Seitz findet. Sie sehnt sich eher nach Amerika, weit weg vom alten Europa.
Spurungen in Berlin
In ihrem Roman zeigt Veremej eine vorsichtige, nicht immer einfache, nicht wie erträumte, aber doch gelungene Migrationsgeschichte. Ihre ruhige Erzählerin lässt die Leser an ihren Träumen und Erinnerungen teilhaben und im Zusammenspiel mit den Geschichten anderer wie etwa des Herrn Seitz werden so die Spuren des Ostens im einzelnen Menschen sichtbar gemacht.
Von Sabine Schönfellner
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Das meinen andere (Perlentaucher-Rezensionsnotizen).
Nellja Veremej, geboren 1963 in der Sowjetunion, lebt seit 1994 in Berlin. Studium an der Leningrader Universität (Russische Philologie).
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- von: Sabine
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