Werners Wochenschau 21.–27. 9.
Ausgewählte Literatur-News, empfohlene Storys & Buchbesprechungen
News:
– Suhrkamp-Autoren drohen mit Ausstieg aus Verlag
– E-Book-Umsatz steigt in D, sinkt in den USA
– Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik für die vollständige Lesung von ULYSSES
– Neuauflage für die ZEIT Edition Weltliteratur
Storys:
– Wer hat den besten E-Book-Shop?
– Javier Marías, Autor von Bestsellern mit literarischer Tiefe, im Interview
– Rüdiger Safranski und Daniel Kehlmann im Gespräch
Rezensionen:
– Terézia Mora: „Das Ungeheuer“ *
– Monika Zeiner: „Die Ordnung der Sterne über Como“ *
– Khaled Hosseini: „Traumsammler“
– Neu Übersetzt: Burgess‘ „A Clockwork Orange“
und Huxleys „Brave New World“
* Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2013
News:
Fast 200 Autoren wollen nicht mehr für Suhrkamp schreiben, falls Minderheitengesellschafter Barlach den Insolvenzplan weiter blockiert.
Suhrkamp-Autoren drohen mit Ausstieg aus Verlag
Presse – Es sind prominente Namen, die sich im Machtkampf um den renommierten Suhrkamp-Verlag auf die Seite von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz schlagen: Sibylle Lewitscharoff, Hans Magnus Enzensberger, Durs Grünbein, Alexander Kluge, Cees Noteboom, Peter Sloterdijk und Uwe Tellkamp drohen damit, nicht mehr für den Verlag schreiben zu wollen, wenn Minderheitengesellschafter Hans Barlach weiter “maßgeblichen Einfluss” auf den Verlag ausübe. Insgesamt haben 200 Suhrkamp-Autoren in einem Appell die Suhrkamp-Gläubiger aufgerufen, den vorliegenden Insolvenzplan zu unterstützen. Dieser Appell wurde am Donnerstag veröffentlicht.
Mit dem Insolvenzplan soll der Verlag von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Barlach, der 39 Prozent am Unternehmen hält, verlöre dadurch weitgehende Mitspracherechte. Das käme Unseld-Berkéwicz, Witwe des legendären langjährigen Verlagsleiters Siegfried Unsel, zugute.
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E-Book-Markt
Wachstum in Deutschland,
Rückgang in den USA
Buchreport – Kurz vor der Frankfurter Buchmesse präsentiert der Online-Shop Bücher.de seine E-Book-Zahlen. Der Absatz mit E-Books sei in diesem Jahr im Vergleich zu 2012 um 38% gestiegen. Bereits jedes zehnte verkaufte Buch sei digital.
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Buchreport, 20. September – Auf Basis einer Umfrage unter rund 1200 Verlagen (nur Publikumsverlage, keine Fachverlage) hat der Verband AAP für die ersten sechs Monate des Jahres für das Allgemeine Programm („Trade“) einen Rückgang um 7% auf 2,8 Mrd Dollar ermittelt. Auch bei der bisherigen digitalen Lokomotive, dem E-Book, gab es Einbußen: –5% auf 731 Mio Dollar.
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Eine der bedeutendsten Auszeichnungen der Branche
Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik
für die vollständige Lesung von ULYSSES
Randomhouse – Burghart Klaußner, Matthias Brandt, Peter Matic, Axel Milberg, Sophie Rois, Hanns Zischler, Imogen Kogge, Christian Berkel, Anna Thalbach, Ulrich Noethen, Gerd Grasse, Regina Lemnitz, Ulrich Matthes, Edith Clever, u. v. a. fanden sich für monatelange Detailarbeit in den Berliner Hörspielstudios ein, um unter der Regie von Ralph Schäfer dieses unvergleichliche Mammutprojekt des Kulturradios vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) zu verwirklichen.
Die Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik e.V. zeigt sich vom Ergebnis begeistert und zeichnet die im Hörverlag erschienene ungekürzte Lesung von Ulysses mit dem Jahrespreis des Preises der Deutschen Schallplattenkritik 2013 aus.
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Neuauflage für die ZEIT Edition Weltliteratur
Kanon in Halbleinen
Börsenblatt – Die ZEIT-Edition hat ihre Edition Weltliteratur neu aufgelegt: 15 Bände umfasst die Bibliothek mit Klassikern der modernen Weltliteratur in neuen Übersetzungen von „Don Qujote“ bis „1984“.
Im Gegensatz zur ersten Klassikeredition (20 Bände deutsche Literaturklassiker) aus dem Jahr 2010 wird die Edition Weltliteratur ausschließlich als Paket vertrieben. 99,95 Euro beträgt der Ladenpreis für die 15 Titel (enthalten sind u.a. Miguel de Cervantes: „Don Quijote von der Mancha“, Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“, Johann Wolfgang Goethe: „Wilhelm Meisters Lehrjahre“).
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Storys:
Stiftung Warentest hat die deutschen E-Book-Portale getestet
Wer hat den besten E-Book-Shop?
Buchreport – Die Stiftung Warentest hat zehn deutsche E-Book-Shops genauer unter die Lupe genommen. Testergebnis: Zwar liegt eigentlich Amazon vorne, das Unternehmen verspielt seine Bonuspunkte aber durch das geschlossene Ökosystem und mangelhafte Geschäftsbedingungen. An der Spitze liegen deshalb zwei andere Anbieter: Buecher.de und eBook.de.
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Javier Marías im Interview
„Wir leben in lächerlichen Zeiten“
NZZ – Javier Marías, Autor von Bestsellern mit philosophischem Glanz und literarischer Tiefe, ist Träger des diesjährigen Premio Formentor de las Letras. Brigitte Kramer traf den 62-Jährigen zum Gespräch.
NZZ: Fühlen Sie sich in Spanien wohl?
Marías: Nein, ich fühle mich nicht wohl, weder in meinem Land noch in der jetzigen Zeit. Als ich neulich meine Zeitungskolumnen der vergangenen zwei Jahre als Sammelband publizierte, gab ich ihm den Titel „Lächerliche Zeiten“. Das war auch der Titel einer Kolumne, die ich anlässlich der umstrittenen Elefantensafari des Königs geschrieben hatte.
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Rüdiger Safranski und Daniel Kehlmann
So funktioniert ein kulturelles Immunsystem
FAZ – Die Erstplazierten der Bestsellerliste in Literatur, Daniel Kehlmann, und Sachbuch, Rüdiger Safranski, über Goethe, Lebensexperimente und den richtigen Umgang mit Widersachern.
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Rezensionen:
Auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2013
Terézia Mora: „Das Ungeheuer“
SZ – Mit ihrem Roman “Das Ungeheuer” gehört Terézia Mora zu den Favoriten für den Deutschen Buchpreis 2013: Sie schickt darin den Helden auf eine Reise durch den Balkan – und konfrontiert ihn mit dem Tagebuch seiner Frau.
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Spiegel – Depression und psychische Krisen sind 2013 der Schwerpunkt auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Eindringlich beschrieben werden sie in Terézia Moras “Das Ungeheuer”: Es ist Trauerbuch, Roadtrip – und auch formal in Leben und Tod geteilt.
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NZZ – Terézia Moras abgründiger Roman zweier getrennter Leben wäre kein so grandioses Werk, wenn er nicht über eine einzigartige Sprache verfügte, die in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ihresgleichen sucht. Wo viele Autoren in immer rascherer Folge Buch um Buch vorlegen und dabei vergessen, für ihre Stoffe einen adäquaten Ton zu finden, erweist sich Terézia Mora als Stilistin höchsten Grades. Bestechend sicher wechselt sie die Register und variiert den Rhythmus ihrer Sätze meisterhaft.
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Auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2013
Monika Zeiner: „Die Ordnung der Sterne über Como“
SZ – Monika Zeiner erzählt in ihrem Debütroman “Die Ordnung der Sterne über Como” eine tragisch grundierte Dreiecksgeschichte – ihr Buch hat es als Außenseiter auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis geschafft
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Zeit – Am Ende steht immer der Tod. Die Musikerin Monika Zeiner schreibt in ihrem Romandebüt mit viel Charme über eine tragische Dreiecksbeziehung.
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Khaled Hosseini: „Traumsammler“
Jugendliche Rebellion in Kabul
dradio – Afghanistan Anfang der 50er Jahre: Das verarmte Mädchen Pari kommt in eine andere Familie und wird von seinem Bruder getrennt. Fortan verfolgt Khaled Hosseini in „Traumsammler“ den Lebensweg der beiden Kinder. Ein raffiniert konstruierter und vielstimmiger Roman über Verluste, Verzweiflung und Würde.
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Neu Übersetzt
Burgess‘ „A Clockwork Orange“
Welt – Im Original hieß es 1962: “Our pockets were full of deng, so there was no real need from the point of view of crasting any more pretty polly to tolchok some old veck in an alley and viddy him swim in his blood while we counted the takings and divided by four …” Wolfgang Krege übersetzte 1993: “Die Taschen hatten wir voll Deng, und insofern wäre es nicht nötig gewesen, dass wir noch losgingen und irgendeinen starrigen Fecken in einer dunklen Straße tolschockten, bis er in seinem Blut schwamm, während wir die Einnahme zählten und durch vier dividierten …”
Ulrich Blumenbach – frisch mit Ruhm bedeckt dank seiner Übersetzung des “Unendlichen Spaßes” von David Foster Wallace – macht daraus jetzt: “Wir hatten die Taschen voll Deng, also war es von wegen noch mehr Penunzia krasten nicht nötig, einen alten Weck in einer Gasse zu tolschocken und dann zu viddieren, wie er in seinem Blut schwamm, während wir die Einnahmen zählten und durch vier teilten …”
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Neu Übersetzt
Huxleys „Brave New World“
dradio – Der Brite Aldous Huxley skizzierte am Vorabend von Nationalsozialismus und Stalinismus eine repressive Weltregierung. Uda Strätling hat seinen 1931 erschienenen Roman „Brave New World“ mit Bravour neu ins Deutsche übertragen.
Insgesamt hat die neue Übersetzung einen stimmigen, eigenen Ton, eine Mischung aus “Altfränk’sch” und “Neudeutsch”, die zunächst irritiert, aber genau damit – auf einer anderen Ebene – die Irritationen nachbildet, die Huxleys Roman vor 80 Jahren ausgelöst hatte. Und das ist gut so, denn irritieren lassen soll man sich dringend wieder von diesem Buch – gerade heute in unserem schönen neuen Digistan der grenzenlosen Kommunikation – auch so einer fast total verwirklichten Glücksutopie.
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- von: Werner
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