Machfus, Nagib: Die himmlische Begegnung
Kurzkritik – Was meinen Sie? – Ausführliche Besprechung – Infos
- Ausgewählte Erzählungen
- Hardcover
- Erschienen 2010 bei Unionsverlag
- Aus dem Arabischen von Susanne Enderwitz, Hartmut Fähndrich, Doris Kilias und Wiebke Walter
Inhalt:
Dieser Band versammelt Kurzgeschichten und Novellen aus allen Schaffensphasen des ägyptischen Literaturnobelpreisträgers Nagib Machfus, die auf Deutsch nicht mehr greifbar oder gar nie in Buchform erschienen sind. (Pressetext)
Kurzkritik:
Der Band umfasst Erzählungen des ägyptischen Literaturnobelpreisträgers, ausgewählt und übersetzt von vier Islamwissenschaftlern. Machfus, der vor allem für seinen Roman „Die Kinder unseres Viertels“ bekannt ist, sagte einmal über sein Schreiben: „Meine Liebe gilt den Bewohnern der Gassen. Nicht nur der alten Gassen von Kairo, sondern der Gassen der ganzen Welt.“
Diese Liebe zu den GassenbewohnerInnen merkt man den hier versammelten Erzählungen an, die meisten haben „kleine Leute“ als Protagonisten.
Sabine gibt (4,5 von 5 Eselsohren)
Und hier können Sie das Buch bestellen:
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Rätselhafter Machfus
Der Band umfasst Erzählungen des ägyptischen Literaturnobelpreisträgers, ausgewählt und übersetzt von vier Islamwissenschaftlern. Machfus, der vor allem für seinen Roman „Die Kinder unseres Viertels“ bekannt ist, sagte einmal über sein Schreiben: „Meine Liebe gilt den Bewohnern der Gassen. Nicht nur der alten Gassen von Kairo, sondern der Gassen der ganzen Welt.“
Diese Liebe zu den GassenbewohnerInnen merkt man den hier versammelten Erzählungen an, die meisten haben „kleine Leute“ als Protagonisten. Alle haben sie mit Problemen zu kämpfen – sei es, dass sie nicht wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen, oder sei es, dass sie nicht wissen, ob und mit wem sie sich verheiraten sollen; oder auch, dass sie versuchen müssen, ein Verbrechen aufzuklären. Als Lösung ihrer Probleme schwebt ihnen eine Person oder eine Begegnung vor, die über ihr Schicksal entscheiden kann.
Komisch
Die meisten der Geschichten sind rätselhaft, weil sich die Entscheidungen der ProtagonistInnen oder auch das Ende der Geschichte den LeserInnen nicht immer erschließen und ihm nicht erklärt werden. Es finden sich komische Geschichten in der Sammlung, etwa „Auf Freiersfüßen“, in der ein Mann sich darüber wundert, welche Aspekte seiner Vergangenheit durchleuchtet und von der Familie seiner zukünftigen Ehefrau und deren Bekannten diskutiert werden.
Absurd
Ebenso gibt es absurde Schilderungen – wie in „Unter dem Dach“, wo Menschen im Regen an einer Bushaltestelle warten, vor ihren Augen ein Autounfall passiert, eine Prozession auftaucht, die in einer unbekannten Sprache singt – Die Wartenden versichern einander fortlaufend, dass es sich um einen Filmdreh handeln müsse, und erwarten, gleich den Regisseur zu Gesicht zu bekommen, bis die Geschichte zu einem abrupten und gewalttätigen Ende kommt.
Machfus‘ „Liebe zu den Gassenbewohnern der ganzen Welt“
Interessanterweise erinnern einige der Erzählungen an die Kurzgeschichten des argentinischen Autors Jorge Luis Borges, so könnte sich „Die Kneipe zur schwarzen Katze“ und der bedrohliche Fremde, der die Trinkenden am Gehen hindern will, ebenso gut in einer Gaucho-Geschichte von Borges finden. Genauso könnte die Stimmung in „Die segensreiche Nacht“, in der der Protagonist sein Haus nicht wiederfindet oder nicht wiedererkennt, von Borges geschaffen worden sein. So zeigt sich, dass Machfus‘ „Liebe zu den Gassenbewohnern der ganzen Welt“ spannende und rätselhafte Geschichten hervorgebracht hat, die Leser auf der ganzen Welt ansprechen können – weil sie überall auf der Welt spielen könnten.
Von Sabine Schönfellner
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Nagib Machfus, geb. 1911 als Sohn einer Kleinbürgerfamilie in Kairo, entschied sich schon bald nach dem Studium für das Schreiben. Er hat alle Elemente der volkstümlichen Erzählkunst in seine Werke aufgenommen und ist der eigentliche „Vater des ägyptischen Romans“. Sein Lebenswerk, das an die vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen umfasst, gehört längst zur Weltliteratur. 1988 wurde ihm als einem der bedeutendsten arabischen Autoren der Gegenwart der Nobelpreis für Literatur verliehen. Er starb 2006.
Mehr über Nagib Machfus bei Wikipedia.
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