Spark, Muriel: Die Blütezeit der Miss Jean Brodie (Inhalt)
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Das Zentralabitur naht und plötzlich interessiert sich Deutschlands Jugend brennend für diesen Roman aus dem Jahr 1961. – Dies hier ist eine kleine Hilfestellung, die allerdings weder die Lektüre noch eine weitere Beschäftigung mit „The Prime of Miss Jean Brodie“ erspart.
Inhalt – Charaktere – Struktur – Grundlage/Adaptionen – Infos
„Die Blütezeit der Miss Jean Brodie“ ist das bekannteste Buch der Schriftstellerin Muriel Spark. Es erschien zunächst im Magazin New Yorker, wurde 1961 bei Macmillan veröffentlicht und brachte Spark internationalen Ruhm. Im Jahr 2005 wurde der Roman vom TIME-Magazin als einer der hundert besten englischsprachigen Romane von 1923 bis zur Gegenwart bezeichnet. Im Jahr 1998 belegte er Platz 76 auf der Liste der 100 besten englischsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts der Modern Library.
Inhalt
Edinburgh, 1930. Sechs zehnjährige Mädchen werden von ihrer Lehrerin Miss Jean Brodie auserwählt: Sandy und Rose (Hauptfiguren) sowie Mary, Jenny, Monica und Eunice. Vorwegnehmend erfahren wir, dass eines der Mädchen Miss Brodie später verraten wird, sodass sie ihre Job verliert.
In der Junior School haben die Mädchen als Gesangslehrer Gordon Lowther und in Kunstgeschichte den einarmigen Kriegsveteran Teddy Lloyd. Beide lieben mit Miss Brodie, doch sie liebt nur Lloyd. Sie verheimlicht dies jedoch, und nachdem sie Affäre mit Lowther begonnen hat, verzichtet sie auf ihn.
Als die Mädchen zwölf sind, werden sie getrennt, fühlen sich aber weiterhin als Teil der Brodie-Clique. Brodie lädt sie zu sich nach Hause ein. Die Schulleiterin Frau Mackay möchte dies unterbinden und sucht nach einem Grund, Brodie zu entlassen. Mackay findet, Brodie wäre an einer „progressiven“ Schule besser aufgehoben.
In Anwesenheit von Lowther fragt Miss Brodie die Mädchen ständig nach Lloyd aus. Dieser wiederum malt Porträts der Mädchen, die alle Miss Brodie ähnlich sehen.
Bevor die Mädchen 16 werden, versucht Brodie herauszufinden, welcher von ihnen sie wirklich vertrauen kann, und entscheidet sich für Sandy. Sie vernachlässigt Lowther, der schließlich eine andere heiratet.
In ihrem letzten Schuljahr gehen die Brodie-Mädchen getrennte Wege. Mary und Jenny verlassen vor die Schule vor dem Abschluss; Mary wird Schreibkraft und Jenny Schauspielerin. Eunice wird später Krankenschwester, Monica Wissenschaftlerin, Rose heiratet und wird Hausfrau. Sandy interessiert sich für Psychologie und ist von Lloyd, seiner Malerei und – als Calvinistin – von seiner römisch-katholischen Religion fasziniert. Schließlich beginnt sie eine Affäre mit ihm.
Doch bald verlässt sie ihn und wird Nonne. Zuvor jedoch erzählt sie der Schulleiterin Miss Mackay von Miss Brodies Faible für den Faschismus, worauf diese entlassen wird.
Sandy schreibt später als Schwester Helena ein Psychologiebuch über „The Umwandlung des Gewöhnlichen“ und behauptet, dass „man Verrat nur aus Loyalität begeht“. Als sie in späteren jahren gefragt wird, was der wichtigste Einfluss in ihrer Schulzeit war, antwortet sie: „Die Blütezeit der Miss Jean Brodie“.
Charaktere
– Jean Brodie: Miss Brodie möchte das Bewusstsein der Mädchen für sich selbst und die Welt steigern und ihnen Wege zeigen, aus dem konventionellen Denken, Fühlen und Sein auszubrechen. Sie führt Erziehung auf das lateinische Verb educere zurück: „herausführen“. Sie spricht mit ihren Schülerinnen über ihr persönliches Liebesleben und ihre Reisen, über Kunstgeschichte – und über Faschismus.
– Sandy Stranger: die besondere Vertraute Brodies. Diese meint, dass Sandy Einsicht, aber keine Instinkte hat.
– Rose Stanley: im Gegensatz zu Sandy ist Rose eine schöne Blondine mit Instinkt, aber ohne Einsichten. Rose „schüttelte Miss Brodies Einfluss ab wie Hund Wasser aus dem Fell“.
– Mary MacGregor: Schlagfertig und langsam, ist sie Brodies Sündenbock. Im Alter von 23 stirbt sie bei einem Hotelbrand.
– Monica Douglas: gut in Mathematik, berüchtigt für ihre Wut
– Jenny Gray: eine Schönheit
– Eunice Gardiner: Gymnastik- und Schwimm-Talent
– Teddy Lloyd: Zeichenlehrer
– Gordon Lowther: Musiklehrer
– Fräulein Mackay: Schulleiterin
Struktur
Spark entfaltet ihre Geschichte nicht sequenziell, sondern Stück für Stück und benutzt die Erzähltechnik Flash-forward. Zum Beispiel wissen die LeserInnen früh, dass Miss Brodie verraten werden wird, was aber erst am Ende der Schulzeit geschieht. Nach und nach enthüllt sie dann die Umstände. Spark entwickelt auch die Charaktere auf diese Weise: Joyce Emily wird sofort als das Mädchen vorgestellt, das nicht zur Brodie-Clique gehören wird.
Autobiographische Grundlage der Geschichte
Der Charakter der Miss Jean Brodie geht zum Teil auf Christina Kay zurück, einer Lehrerin von Spark. Sie schrieb über sie: „Bei ihr war alles persönliches Drama und Poesie.“ In ihrem Klassenzimmer hingen nicht nur Renaissance-Gemälde an der Wand, sondern auch welche von Mussolini und den italienischen Faschisten.“ Christina Kay kümmerte sich um ihre verwitwete Mutter und beachtete den Musik-Lehrer, der in sie verliebt war. Sie ermutigte die junge Muriel Spark, Schriftstellerin zu werden. Wie Sandy konvertierte Spark zum Katholizismus.
Adaptionen
Der Roman wurde für 1968 für die Bühne, 1969 für den Film und 1978 für das Fernsehen adaptiert.
Von Werner Schuster
Mehr Infos:
Bestellen:
– bei Amazon als Taschenbuch
– auf Englisch bei Reclam und Diesterweg
Die Materialien wurden nach „The Prime of Miss Jean Brodie“ (Novel) auf der englischsprachigen Wikipedia-Seite zusammengestellt. Mehr über Muriel Spark bei Wikipedia: Englisch und Deutsch.
Zur Rezension der „Blütezeit“ bei den Eselsohren.
Mehr bei den Eselsohren
- von: Werner
- was: AutorInnen S – Rezensionen – SchülerInnen-Beihilfe – Verlage A–D
- wer/wie/wo: Alt aber gut – Diogenes – Europa (AutorIn) – Europa (Schauplatz)
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