Hinter den Kulissen des Erfolgs
Der Eselsohren-Marketingchef ist zuversichtlich. Das wird unser bestes Gewinnspiel bisher, meint er. Und ich antworte: Kein Wunder, wenn etwas so gut durchdacht, geplant und umgesetzt wird.
Liebe LeserInnen,
außer vielleicht auf Facebook und im sog. Reality-TV stellen wir uns ja gerne so dar, wie es uns die Marketing-ExpertInnen empfehlen: super.
Aber eigentlich ist es doch ein bisschen langweilig, wenn man es nur noch mit Menschen und Firmen zu tun hat, von denen man weiß, dass sie sich großartiger darstellen, als sie sind. Außerdem können das manche besser und manche schlechter.
Diejenigen, welche das schlechter können, sind irgendwie peinlich, und weil ich nur privat auf peinliche Situationen stehe, stelle ich mich beruflich hier und anderswo ungern super dar.
Nehmen wir das derzeit laufende Adventskalender-Gewinnspiel. Ich könnte Ihnen jetzt erzählen, dass ich das seit Mitte September plane, dass ich ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den vielen anderen Adventskalendern gefunden habe, dass ich es mit meinem Marketingplan koordiniert habe, usw. usf.
Klingt alles langweilig und ist alles nicht wahr. Mein Marketingplan ist seit Jahren in Arbeit, ich habe nicht damit gerechnet, dass so viele Adventskalendern in Planung sind – und die Idee zum aktuellen Gewinnspiel ist vielleicht zwei Wochen alt.
Vor zwei Wochen also hatte ich die Idee, und kurz darauf fragte mich meine Frau, warum ich denn so viele Bücher aus unserer Bibliothek ins Wohnzimmer schleppe, hinten aufschlage und etwas abtippe.
„Ein Gewinnspiel?“, sagte sie auf meine Antwort, „super!“
Ob des Zuspruchs erleichtert, erstellte ich 25 Eselsohren-Beiträge (inklusive der Ankündigung). Ursprünglich hätte man nur per Mail antworten können, aber das war erschien mir – für Sie – zu mühsam, also suchte und fand ich ein kleines Programm, das Formulare ausgibt, und erstellte und befüllte 24 Formulare, die ich in die Beiträge einfügte.
Als Preise sah ich Gutscheine eines Online-Büchershops vor.
Fertig.
Fertig? Am 25. November erzählte ich Herrn T. von der Sache. Herr T. meinte, das mit den Gutscheinen wäre keine gute Idee. Meine Frau und eine Buchhändlerin meines Vertrauens (Anna Jeller) meinten das ebenfalls – und ich schließlich auch (– außerdem hatte ich von dem Onlineshop nach einer Woche noch keine Antwort erhalten).
Es war Freitag Abend und am Sonntag wollte ich das Gewinnspiel ankündigen. Aber mit welchen Preisen? Ja, Bücher, das lag auf der Hand, doch wer würde mir an einem Samstag welche geben? Jürgen Schütz vom Septime-Verlag tat dies sofort, und gab damit den Ausschlag.
Ich kündigte an, dass es Bücher von unabhängigen Verlagen geben werde und dass außer Septime bestimmt weitere Verlage mitmachen würden. Drei ebenfalls angefragte zogen am Montag nach. Und fünf weitere Verlage stellten von sich aus Bücher zur Verfügung.
Sie glauben, das war‘s? Nein, denn ich hatte noch 25 Beiträge umzuschreiben.
Sie glauben, das war‘s? Nein, denn am 30. November erzählte ich Herrn G. von der Sache. Herr G. fragte mich, ob es zu den Fragen auch Antworten zum Auswählen gebe, weil dies ansonsten zu schwierig wäre. Gab es nicht. Gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Gab es ein paar Stunden später.
Und ich musste dazu bloß – außer zwei falsche Buchtitel pro Frage „erfinden“ – die 24 Formulare neu machen. Was komplizierter war, als die 24 Beiträge – zum ungefähr zehnten Mal – nochmals umzuschreiben.
Am 1. Dezember um 0.05 Uhr ging die erste Frage online. Sechs Minuten später kam die erste Antwort. 24 Stunden später hatten sich etwa 300 Menschen die Frage angesehen – und ca. 60 davon teilgenommen. Drei Tage und drei Fragen später waren es weit über 1.500 und ca. 200 hatten Antworten abgeschickt.
Der Eselsohren-Marketingchef ist zuversichtlich. Das wird unser bestes Gewinnspiel bisher, meint er.
Und ich antworte mir: Kein Wunder, wenn etwas so gut durchdacht, geplant und umgesetzt wird.
Werner Schuster
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