30/11/2009von 1.003 Views – 1 Kommentar

Simi, Giampaolo: Camorrista

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Buchcover
Erschienen 2009 bei C.Bertelsmann
Aus dem Italienischen von Ulrich Hartmann
Originalausgabe: „Rosa elletrica“, 2007
Inhalt:

Die Polizistin Rosa erlebt ihren ersten Einsatz im Zeugenschutzprogramm: Sie muss den jungen, aussagewilligen Camorra-Boss Cocíss an einem geheimen Ort bewachen, um ihn vor der Rache seiner eigenen Leute zu bewahren. Doch Rosa merkt schnell, dass die Camorra das Versteck längst kennt. Sie entschließt sich eigenmächtig zu einer Flucht mit dem Camorrista, auch wenn sie sich damit in äußerste Gefahr begibt. Andrerseits gibt es zwischen ihr und Cocíss auch Momente von Komplizenschaft und Nähe. Doch kann sie ihm wirklich trauen? (Pressetext)

Kurzkritik:

Ein beunruhigendes Buch: In „Camorrista“ weiß man nicht nur nie, wer die Guten sind und wer die Bösen, Giampaolo Simi verweigert in seinem Roman Eindeutigkeiten überhaupt – und Lösungen bietet er schon gar nicht an.

Am Schluss ist man beinahe so klug als wie am Anfang, hat aber nicht bloß ein paar spannende Stunden verbracht, sondern erfahren, was diese faszinierenden Typen zum Beispiel aus „Der Pate“ aus einem Land und seinen Menschen machen.

Werner gibt  ★★★★☆  (4 von 5 Eselsohren)

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Besprechung:

Camorra ist immer und überall

Ein beunruhigendes Buch: In „Camorrista“ weiß man nicht nur nie, wer die Guten sind und wer die Bösen, Giampaolo Simi verweigert in seinem Roman Eindeutigkeiten überhaupt – und Lösungen bietet er schon gar nicht an.

Einzig mit der Hauptfigur kennt man sich so ziemlich aus: Rosa hat Philosophie studiert und arbeitet jetzt bei der Polizei. Sie ist mit ihrem aktuellen Auftrag schwer überfordert (und das ist seitens ihrer Auftraggeber wahrscheinlich beabsichtigt): Rosa beschützt einen junges Camorra-Mitglied, das einige Mitglieder seiner Organisation verraten will.

Ihr Schützling hat bei einem Auftragsmord vielleicht zwei Mädchen erschossen und ist ein Kotzbrocken von einem 18-jährigen, drogenabhängigen Macho namens Coc√≠ss.

Es gibt kein Entrinnen

Doch als Rosa wittert, dass Coc√≠ss ermordet werden soll (von der Mafia? von der Polizei?), flüchtet sie mit ihm – vor der Mafia u n d vor der Polizei.

Ihr Oberboss gibt ihr zwar heimlich Rückendeckung, weil Coc√≠ss verspricht, einen Camorra-Oberboss auszuliefern, jedoch kann sich Rosa weder des einen noch des anderen Versprechens sicher sein.

Wer nun erwartet, dass wir es hier mit einer vertrackten Liebesgeschichte zu tun haben, liegt – das darf man wohl verraten – falsch. „Camorrista“ ist auch kein gewöhnlicher Mafia-Thriller, sondern eher ein Buch darüber, wie das System Camorra eine Gesellschaft unterwandert hat: Camorra ist gewissermaßen immer und überall. Es gibt kein Entrinnen. Und es gibt auch keine Lösung.

Es gibt keine Lösung

Keine Lösung für die unterwanderte Gesellschaft und nur Teillösungen für Rosa und ihren Fall. Das mag für LeserInnen ein wenig unbefriedigend sein, ist aber bloß konsequent.

Und das Buch ist dennoch ein Pageturner. Irgendwann muss doch die allgemeine Verunsicherung aufhören, sagt man sich. – Stattdessen gibt es – überraschende Wendungen, aber nicht zum Guten.

Am Schluss ist man beinahe so klug als wie am Anfang, hat aber nicht bloß ein paar spannende Stunden verbracht, sondern erfahren, was diese faszinierenden Typen zum Beispiel aus „Der Pate“ aus einem Land und seinen Menschen machen.

Von Werner Schuster

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Infos:

Giampaolo Simi wurde 1965 in Viareggio geboren und arbeitet als Wissenschaftslektor, Journalist und Autor und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Er lebt abwechselnd in Viareggio und Florenz.

Über Giampaolo Simi bei Randomhouse,
mehr von C.Bertelsmann bei „Eselsohren“.

1 Kommentar zu "Simi, Giampaolo: Camorrista"

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  1. I don’t speak German, but my german relatives has translated your review for me. Thank you. I’ve linked it to my website.

    Giampaolo

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